Berlin, 16. Okt (Reuters) - Ökonomen warnen vor negativen konjunkturellen Nebenwirkungen durch die sich abzeichnende Anhebung der Beiträge zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). "Die steigenden Lohnnebenkosten entwickeln sich zu einem erheblichen Problem für den Standort Deutschland", sagte der Chefvolkswirt der Berenberg Bank, Holger Schmieding, am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. "Wenn die Politik nicht bald energisch gegensteuert, könnte dies die Investitionsneigung der Unternehmen und das Trendwachstum zusätzlich nennenswert beeinträchtigen."
Ähnlich äußerte sich der Chefvolkswirt der Hamburg Commercial Bank (HCOB), Cyrus de la Rubia. "Die Anhebung der Krankenkassenbeiträge bedeutet eine Erhöhung der Lohnnebenkosten und verschlechtert insofern die Wettbewerbsfähigkeit in Deutschland", sagte der Experte. "Das passt nicht in die Landschaft, wo Unternehmen noch mit vielen anderen Herausforderungen zu kämpfen haben." Der demografische Wandel hinterlasse hier offensichtlich seine Spuren. Einfache Lösungen gebe es hier nicht. "Eine Mischung aus Ausgabenkürzungen, Zuschüssen aus dem Bundeshaushalt und Beitragsanhebungen wären kurzfristig der bessere Weg", sagte de la Rubia.
Auf Beschäftigte und Arbeitgeber kommt 2025 ein deutlich höherer Beitrag zur gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu. Der durchschnittliche Zusatzbeitrag soll um 0,8 Prozentpunkte auf dann 2,5 Prozent steigen, wie der Schätzerkreis der GKV zuvor mitteilte. Mit dem regulären Beitragssatz von 14,6 Prozent läge der Gesamtbeitrag 2025 dann bei einer Rekordhöhe 17,1 Prozent, die vom Bruttolohn abgeführt werden müssen. Arbeitnehmer und Arbeitgeber bringen jeweils die Hälfte auf. Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) erklärte, die Erhöhung gehe auf hohe Ausgabensteigerungen der Krankenkassen zurück. Nur Strukturreformen könnten den Ausgabenanstieg bremsen.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)