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Frankreich-Wahlen sind Damoklesschwert für Börsen |
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Anleger fürchten Rechtsruck |
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Experte - US-Techrally scheint überhitzt |
- von Anika Ross |
Frankfurt, 21. Jun (Reuters) - In der letzten |
Handelswoche im Juni dürfte es der Dax <.GDAXI> schwerhaben, |
seine negative Monatsbilanz noch einmal aufzuhübschen. In die |
Quere kommen könnte ihm vor allem die Angst der Anleger vor den |
Folgen eines politischen Rechtsrucks in Frankreich. Denn seit |
den Europawahlen ist die Nervosität an den Börsen hoch. "Die |
Angst, dass Frankreich je nach Wahlausgang künftig weniger |
schuldenbewusst und EU-konform agiert, könnte die Finanzmärkte |
weiterhin spürbar belasten", sagt Merck Finck-Chefstratege |
Thomas Greil. |
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hatte vor knapp zwei Wochen nach den herben Verlusten seiner Allianz bei den Europawahlen und dem Siegeszug der rechtsextremen Partei Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen die Nationalversammlung aufgelöst und vorgezogene Parlamentswahlen verkündet. Der Dax hat seitdem rund 1,7 Prozent verloren. Für den gesamten Juni kam er am Freitagnachmittag bei einem Stand von 18.160 Punkten auf ein Minus von 1,3 Prozent. "Die Investoren befürchten, dass die Strategie von Präsident Macron, Neuwahlen auszurufen, ein riskantes Spiel ist, das eine Haushaltskrise auslösen könnte", sagen die Analysten von Metzler. Laut einer Erhebung wird die RN die erste Runde der Parlamentswahlen am 30. Juni mit 34 Prozent deutlich gewinnen. Die zweite Runde folgt am 7. Juli.
Einige Experten erwarten jedoch, dass Le Pen eine konstruktive Zusammenarbeit mit den anderen Parteien anstreben dürfte. "Wir denken deshalb, dass die Reaktion der Finanzmärkte etwas übertrieben war und sich die Wogen hier in ähnlichem Maße wieder glätten sollten, wie sie es auch nach dem Rechtsruck in Italien im Jahr 2022 getan haben", sagt Jens Herdack, Portfoliomanager der Weberbank.
Eine zwischenzeitliche Konsolidierung an den US-Börsen scheint Herdack zufolge nach den starken Kursgewinnen insbesondere im Technologiesektor hingegen unausweichlich. "Eine Überprüfung des Portfolios auf ein zu großes Gewicht in diesem Sektor ist in unseren Augen empfehlenswert." Zuletzt hatten Anleger bereits beim Chip-Spezialisten Nvidia Kasse gemacht. Der KI-Hype hatte die Wall-Street-Indizes zuvor von Rekord zu Rekord eilen lassen. Sollte sich der Wind an der Wall Street drehen, droht Strategen zufolge auch den hiesigen Börsen Ungemach. "Beim Dax geht es weiter um die Region 17.950 Punkte, die spätestens dann zur Disposition stehen dürfte", sagt Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei RoboMarkets.
Trotzdem bleiben die Aussichten für Aktien im zweiten Halbjahr positiv, fasst Helaba-Strategin Claudia Windt zusammen. Für Aktien sprechen aus ihrer Sicht eine weniger restriktive oder sogar lockerere Geldpolitik, eine leichte Verbesserung der globalen Wachstumsperspektiven und steigende Gewinnerwartungen. Auch sei der Dax noch fair bewertet. Seit Jahresbeginn hat der Leitindex rund neun Prozent zugelegt.
Wie es um die Stimmung in den Chefetagen der deutschen Wirtschaft bestellt ist, wird das am Montag erwartete Ifo-Geschäftsklima zeigen. Nach Meinung der Commerzbank-Volkswirte ist im Juni mit einer Verbesserung zu rechnen, was die Hoffnung auf eine bessere Konjunktur im zweiten Halbjahr nähren dürfte. Im Mai hatte das Barometer überraschend stagniert. Die Umfrage-Daten zur deutschen Konsumstimmung im Juli stehen am Mittwoch an. Die Verbraucherlaune war laut der GfK und dem Nürnberg Institut für Marktentscheidungen (NIM) zuletzt so gut wie seit zwei Jahren nicht mehr.
In Amerika blicken die Investoren vor allem auf die Inflation, um Hinweise auf den Zeitpunkt einer ersten Zinssenkung der US-Notenbank Fed zu bekommen. Momentan wird an den Finanzmärkten frühestens im September damit gerechnet. Anleger werden am Freitag vor allem auf den PCE-Preisindex achten, der als das von der US-Notenbank bevorzugte Inflationsmaß gilt. Die Fed will mit ihrer Hochzinspolitik die Teuerung eindämmen und dabei auch den Arbeitsmarkt abkühlen.
(Redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)