Berlin, 14. Mai (Reuters) - Billigere Energie hat die Inflationsrate in Deutschland im April auf den niedrigsten Stand seit einem halben Jahr gedrückt. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich nur noch um 2,1 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Mittwoch eine frühere Schätzung bestätigte. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
"Das Inflationsziel von zwei Prozent in Deutschland scheint auf den ersten Blick nahezu erreicht worden zu sein. Tatsächlich ist jedoch die Lage nicht so komfortabel. Denn die Kernrate der Inflation hat deutlich angezogen, bedingt durch eine kräftige Verteuerung der Dienstleistungen. Sollten die Energiepreise, die zusammen mit der unterdurchschnittlichen Inflationsrate der Güterpreise maßgeblich für den Rückgang der Gesamtinflationsrate verantwortlich waren, wieder steigen, ist der schöne Preisstabilitätserfolg wieder dahin. Die Zölle aus den USA dürften allerdings über die nächsten Monate die Güterpreise tatsächlich sinken oder zumindest weniger stark steigen lassen. Denn hier ist mit einem zusätzlichen Angebot von China und anderen Ländern zu rechnen, die in den USA ihre Waren nicht mehr loswerden. Insgesamt muss aber festgestellt werden, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht gewonnen ist."
"Die Inflation hat sich mit dem Rückgang im April auf 2,1 Prozent weiter normalisiert und dürfte im Jahresverlauf um das Inflationsziel der EZB in Höhe von zwei Prozent schwanken. Der Anstieg der Kernrate, die weder Energie noch Nahrungsmittel berücksichtigt, war der späten Lage der Osterfeiertage geschuldet. Dadurch wurden Flüge und Pauschalreisen im Vorjahresvergleich deutlich teurer. In der Gesamtrate wurde dieser Effekt durch die stärker fallenden Kraftstoff- und Heizölpreise kompensiert. Dabei kam ebenfalls ein Sondereffekt zum Tragen, da der Rohölpreis ein Jahr zuvor seinen Jahreshöchststand erreichte, während er im April 2025 auf dem bisherigen Jahrestiefstand lag.
Auch im Euroraum lag die Inflationsrate sehr nah am Inflationsziel. Zugleich hält aber die Wirtschaftsschwäche an, und die Risiken für die Konjunktur haben durch die drastische und erratische Zollpolitik des US-Präsidenten deutlich zugenommen. Mit dem Ziel, die Binnennachfrage zu stärken, sollte die EZB daher die Geldpolitik zeitnah weiter lockern."
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)