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Furcht vor US-Zollerhöhungen breitet sich erneut aus |
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Folgen für Europa und China ungewiss |
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Bayer bricht ein - KI-Aussichten schieben Infineon an |
(Neu: Xetra-Schlusskurse, Wall Street) |
Frankfurt, 12. Nov (Reuters) - Enttäuschende |
Konjunkturdaten und schwache Konzernbilanzen haben die Börsen in |
Europa erneut ins Minus gedrückt. Nach dem freundlichen |
Wochenauftakt gab der Dax <.GDAXI> am Dienstag um 2,1 Prozent auf |
19.033,64 Punkte nach. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> sank um 2,2 |
Prozent auf 4744,69 Zähler. |
Für Enttäuschung sorgte unter anderem ein überraschend starker Rückgang des ZEW-Index der Konjunkturerwartungen der Börsenprofis für die kommenden sechs Monate. Das Barometer fiel im November um 5,7 Punkte auf 7,4 Zähler, von Reuters befragte Ökonomen hatten nur mit einem leichten Rückgang auf 13,0 Punkte gerechnet. Jochen Stanzl, Chefanalyst vom Broker CMC Markets, zeigte sich gelassen: Die Daten dürften demnach stark beeinflusst sein von der ereignisreichen vergangenen Woche, in der die Umfrage unter Analysten durchgeführt wurde. "Wahrscheinlich sind erst die Daten des kommenden Monats wieder aussagekräftiger."
Auf die Stimmung drücken derzeit der Zusammenbruch der deutschen Regierung und der Sieg des Republikaners Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl. Aus Sicht von Jens Klatt, einem Analysten beim Broker XTB in Berlin, sei dies "nachvollziehbar": "Dass Trump mit seinem Schlachtruf 'America First' keine Rücksicht auf bzw. Aufbauhilfe für eine sich in der Findungsphase befindliche deutsche Bundesregierung geben wird, scheint klar."
Nach dem deutlichen Wahlsieg Trumps bei den US-Präsidentschaftswahlen in der vergangenen Woche fürchten Investoren auch Zollerhöhungen. Verstärkt wurden die Bedenken durch Berichte, denen zufolge Trump US-Senator Marco Rubio zu seinem Außenminister ernennen wird. Rubio gilt als Verfechter einer harten Außenpolitik sowie als China-Kritiker. Weltweit gerieten Vermögenswerte mit Chinabezug unter Druck.
Firmen aus der Luxus-Branche wie Kering <PRTP.PA> und LVMH <LVMH.PA> gaben in Paris um 5,8 und 4,5 Prozent nach. Burberry-Aktien rutschten in London um sechs Prozent ab und bauten damit ihre Verluste vom Wochenanfang aus. Die Aktie drückte zusätzlich ein Reuters-Bericht, wonach die italienische Luxus-Marke Moncler nicht beabsichtigt, die britische Edelmarke zu übernehmen. Die Daily Mail hatte zuvor berichtet, Moncler bereite ein Übernahmegebot vor.
Der Bitcoin <BTC=> verfehlte indes nach einem kräftigen Anstieg die 90.000-Dollar-Marke und gab einen Teil seiner Gewinne wieder ab. Die umsatzstärkste Kryptowährung verlor bis zu 3,4 Prozent und pendelte sich daraufhin bei einem Minus von rund einem halben Prozent ein.
Der Dollar-Index <=USD> setzte dagegen seinen Höhenflug fort und stieg um 0,7 Prozent. Mit 106,14 Punkten lag er auf dem höchsten Niveau seit Ende April. "Man mag Trump persönlich mögen oder nicht, aber kaum jemand zweifelt daran, dass er mit Steuersenkungen und Deregulierung neues Wachstum in den USA bringen wird", konstatierte Experte Stanzl.
Bei den deutschen Einzelwerten schob sich Bayer <BAYGn.DE> mit düsteren Aussichten ins Rampenlicht. Nach einem Gewinnrückgang senkte der Pharma- und Agrarkonzern zum zweiten Mal seine Ergebnisprognose für dieses Jahr und erwartet auch 2025 keine Besserung. Die Aktien des Traditionsunternehmens fielen daraufhin um 14,50 Prozent auf ein 20-Jahres-Tief von 20,88 Euro.
Auch Brenntag <BNRGn.DE> blieb im abgelaufenen Quartal hinter den Erwartungen zurück, was die Aktien um 8,1 Prozent auf den tiefsten Stand seit Ende 2022 einbrechen ließ. Der unter der Konjunkturschwäche ächzende Chemiekalienhändler hat zugleich einer Aufspaltung des Konzerns mit einem möglichen Börsengang erst einmal eine Absage erteilt.
Dagegen arbeitete sich Infineon <IFXGn.DE> mit einem Kursplus von 3,7 Prozent bis an die Dax-Spitze vor. Rosige Aussichten im Geschäft mit Künstlicher Intelligenz (KI) überstrahlten Börsianern zufolge den trüben Gesamtausblick.
(Bericht von Zuzanna Szymanska und Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)