Berlin, 17. Okt (Reuters) - Deutsche Start-ups haben im Sommerquartal so viel Geld von heimischen und internationalen Geldgebern eingesammelt wie seit über zwei Jahren nicht mehr. Das Volumen sei von Juli bis September auf 2,5 Milliarden Euro gestiegen - ein Plus von 50 Prozent zum Vorquartal, wie die staatliche Förderbank KfW am Donnerstag zu ihrer Auswertung mitteilte. Das sei der höchste Wert seit dem zweiten Quartal 2022.
Der deutsche Markt sendet damit "ein positives Signal und macht Hoffnung auf einen starken Jahresabschluss im kommenden Quartal", sagte der Experte für Wagniskapital bei KfW Research, Steffen Viete. Mit weiteren Leitzinssenkungen durch die Europäische Zentralbank (EZB) und dem sehr deutlichen Einstieg der Fed in den Zinssenkungszyklus in den USA im September habe sich das Marktumfeld "deutlich verbessert".
Auch die Zahl der Finanzierungsrunden wuchs den Angaben zufolge im Sommer deutlich, und zwar um 40 Prozent auf 280. Insgesamt gab es in den ersten drei Quartalen damit 885 Transaktionen, bei denen Investoren Wagniskapital (Venture Capital) in Start-ups gaben. Das sind im Vergleich zu den ersten drei Quartalen 2023 zwar etwas weniger Deals - damals waren es 922. Das Gesamtvolumen liege jedoch leicht über dem Vergleichszeitraum 2023. Besonders Investoren aus den USA interessierten sich zuletzt für deutsche Start-ups, gefolgt von heimischen Investoren.
Mit 42 abgeschlossenen Finanzierungsrunden machten Start-ups des Branchenzweigs Health im abgelaufenen Quartal den größten Anteil an Deals aus. Hierzu gehören junge Unternehmen aus dem Bereich Life-Science, die digitale Gesundheitsanwendungen und neue Medikamente entwickeln sowie im Bereich Biotechnologie an Innovationen mit lebenden Organismen arbeiten. Zweitwichtigste Branche war mit 35 Deals und einem Marktanteil von 13 Prozent der Bereich Energy. Hier sind Start-ups zu verorten, die an einer nachhaltigen und effizienteren Energiegewinnung arbeiten sowie an Lösungen für Recycling und Abfallbehandlung.
Der deutsche Markt für Wagniskapital war den Angaben zufolge im Vergleich zu den USA, Frankreich und Großbritannien der einzige, der im dritten Quartal das Transaktionsvolumen zum Vorquartal steigern konnte. "In absoluten Zahlen hinkt der deutsche VC-Markt im internationalen Vergleich aber weiterhin hinterher", so die KfW.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)