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22.10.2024 /17:38:50
Bundesregierung erachtet Unicredit-Einstieg bei Coba nicht als ungewöhnlich

Berlin, 22. Okt (Reuters) - Die Bundesregierung betrachtet die Beteiligung des italienischen Geldhauses Unicredit an der Commerzbank <CBKG.DE> nicht als ungewöhnlich. Eine Beteiligung ausländischer Investoren, insbesondere aus der Europäischen Union, sei keine Seltenheit, hieß es in einer Antwort des FDP-geführten Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage der CDU/CSU-Bundestagsfraktion. Der Verkauf eines Commerzbank-Anteils in Höhe von 4,5 Prozent durch den Bund an Unicredit habe den deutschen Bankenmarkt nicht geschwächt, jedenfalls gebe es dafür keine Anhaltspunkte. In Deutschland seien insgesamt rund 1400 Kreditinstitute mit sehr unterschiedlichen Geschäftsmodellen tätig. Teilweise wird befürchtet, dass der Unicredit-Einstieg die Kreditversorgung der deutschen Wirtschaft in Krisensituationen einschränken könnte.

Die Mailänder kontrollieren über Finanzinstrumente einen Anteil von 21 Prozent an der Commerzbank und streben eine Übernahme an. In der Bundesregierung stößt dies auf Skepsis, weil das Vorgehen der Italiener als intransparent kritisiert wird. "Gespräche über einen potenziellen Zusammenschluss zweier privatwirtschaftlicher Unternehmen sind Aufgabe der jeweiligen Organe dieser Unternehmen", hieß es in dem 18-seitigen Schreiben von Finanz-Staatssekretär Florian Toncar, das Reuters am Dienstag vorlag und über das das "Handelsblatt" zuerst berichtete. "Die Bundesregierung plant derzeit keine Gespräche mit dem Management der Unicredit." Eine feindliche Übernahme sei keine sinnvolle Option und sollte nicht verfolgt werden.

Der Bund hält noch zwölf Prozent an der Commerzbank. Die Beteiligung geht noch auf die Rettung in der globalen Finanzkrise von 2008/09 zurück. "Seit dem Jahr 2021 hat sich die wirtschaftliche Situation der Commerzbank stetig verbessert. Sie erweist sich wieder als stabiles und ertragsstarkes Institut", so Toncar. Trotz des starken Anstiegs zuletzt auf aktuell über 16 Euro liegt der Kurs aber weiterhin klar unter dem rechnerischen Einstandskurs des Bundes von rund 26 Euro.

Der Grundsatzbeschluss zum Verkauf eines ersten Aktienpakets wurde am 3. September getroffen, wenige Tage vor der Auktion, die Unicredit den Einstieg ermöglichte. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) und sein Staatssekretär Jörg Kukies seien in regelmäßigen Abständen über das Vorhaben informiert worden.

CDU-Finanzpolitiker Matthias Hauer sagte Reuters, die Fehlerkette innerhalb der Regierung habe zu Chaos bei der Commerzbank geführt. "Der Bundeskanzler hat die Unicredit für ihr Vorgehen bei der Commerzbank scharf kritisiert - allerdings hat er vergessen zu erwähnen, dass die Bundesregierung aktiv ermöglicht hat, dass die Unicredit sich die Commerzbank-Aktien sichern konnte." Unicredit habe sogar vorher angerufen, die Regierung den Wink mit dem Zaunpfahl aber nicht verstanden.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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