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15.12.2025 /08:13:14
FOKUS 1-Hongkonger Demokratie-Aktivist Lai schuldig gesprochen - Internationale Kritik

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Strafmaß soll am 12. Januar verkündet werden

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Hongkonger Regierungschef begrüßt Schuldspruch

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Kritik aus den USA und Großbritannien
 
(Neu: Richterin, internationale Stellungnahmen,Hintergrund,)
Hongkong, 15. Dez (Reuters) -

Der Hongkonger Demokratie-Aktivist Jimmy Lai ist in einem international viel beachteten Prozess wegen Verschwörung mit ausländischen Mächten schuldig gesprochen worden. Dem 78-Jährigen droht eine lebenslange Haftstrafe. Lai habe "ohne Zweifel seinen Groll und Hass auf China über viele seiner Erwachsenenjahre gehegt", begründete Richterin Esther Toh am Montag im voll besetzten Gerichtssaal den Schuldspruch. Der Prozess gilt als Prüfstein, ob in Hongkong demokratische Prinzipien wie eine unabhängige Justiz eingehalten werden. Die ehemalige britische Kolonie wurde 1997 an China zurückgegeben und sollte als Sonderverwaltungszone unter dem Leitsatz "ein Land - zwei Systeme" ihre demokratischen Strukturen beibehalten.

Lai, der auf nicht schuldig plädiert hatte, wurde zudem
der Verschwörung zur Veröffentlichung aufrührerischen Materials
für schuldig befunden. Er ist Gründer der inzwischen
geschlossenen Zeitung "Apple Daily" und sitzt bereits seit über
1800 Tagen in Haft. Lai war einer der führenden Vertreter der
Farbrevolution von 2019, die sich gegen die Beschneidung
demokratischer Rechte unter dem zunehmenden Einfluss der
Regierung in Peking richtete. In dem Jahr erließ die Regierung
der Volksrepublik angesichts von Massenprotesten das nationale
Sicherheitsgesetz für Hongkong. In der Folge wurden
Bürgerrechtler und Demokratieaktivisten verhaftet.
 
Chinas Regierung hat Lai vorgeworfen, Drahtzieher der
Proteste gewesen zu sein und sich für US-Sanktionen eingesetzt
zu haben. Mittlerweile ist eine demokratische Opposition in
Hongkong kaum noch existent. Erst vergangenen Sonntag beschloss
die letzte größere oppositionelle Partei, die Demokratische
Partei, auf einer außerordentlichen Versammlung ihre
Selbstauflösung. "Diese drei Jahrzehnte Seite an Seite mit den
Menschen von Hongkong gegangen zu sein, war unsere größte Ehre.
Das Wohl Hongkongs und seiner Menschen war dabei stets unser
Leitmotiv", erklärte Ex-Parteichef Lo Kin-hei.
 
Der Regierungschef Hongkongs, John Lee, begrüßte den
Schuldspruch: "Die Justiz ist zuversichtlich und hat keine Angst
vor Einschüchterungen und nimmt ihre Verantwortung zum Schutz
der nationalen Sicherheit entschlossen wahr." Das Strafmaß soll
am 12. Januar verkündet werden. Lais Anwalt erklärte, eine
Berufung werde nach der Urteilsverkündung geprüft.
 
Menschenrechtsgruppen sowie die Regierungen der USA und
Großbritanniens kritisierten das Urteil. Sie bezeichneten den
Prozess als politisch motiviert und forderten Lais sofortige
Freilassung. Das Komitee zum Schutz von Journalisten (CPJ)
sprach von einer Scheinverurteilung und einem schändlichen Akt
der Verfolgung. US-Präsident Donald Trump hatte den Fall Lai bei
einem Treffen mit dem chinesischen Staatschef Xi Jinping im
Oktober angesprochen. Die Regierungen in Peking und Hongkong
erklärten hingegen, der Prozess sei fair und gerecht gewesen.

(Bericht von James Pomfret und Jessie Pang, geschrieben von Bettina Cosima Larrarte und Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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