Berlin, 15. Dez (Reuters) - Bundesaußenminister Johann Wadephul sieht Russland am Zug in den Bemühungen um einen Waffenstillstand in der Ukraine. Mit Blick auf die Äußerungen des ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu einem möglichen Verzicht auf eine Nato-Mitgliedschaft gegen Sicherheitsgarantien und Gesprächen auf Basis der derzeitigen Frontlinie sagte der CDU-Politiker am Montag im Deutschlandfunk: "Wenn das die Angebote der Ukraine sind, dann ist das doch eine Linie, auf die Russland sich einlassen kann." Russland müsse aber wissen, dass Deutschland und Europa an der Seite der Ukraine stünden. "Wir werden weiter alles unternehmen, dass die Ukraine in eine optimale Verhandlungsposition kommen kann und für den Fall des Scheiterns, dass sie auch diesen Angriffskrieg weiter erwidern kann, dass sie dazu alle notwendigen Mittel hat."
Wadephul verwies etwa auf den EU-Gipfel am Donnerstag, auf dem die Nutzung des eingefrorenen russischen Staatsvermögens für die Ukraine beschlossen werden soll. Zu den Gesprächen mit der Ukraine am Montag in Berlin sagte er, Europa sei entschlossen. Bei allen Differenzen mit den USA vertraue er auf die Zusagen der US-Regierung zur Nato und den Beistandsverpflichtungen für die europäischen Partner. Es stimme nicht, dass die Europäer in den Verhandlungen über einen Waffenstillstand keine Rolle spielten. "Unsere Standfestigkeit und unsere Festigkeit an der Seite der Ukraine ist ein eigenständiger Faktor, den wir auch von anderen nicht abhängig machen." Ein Grund dafür sei, dass man Russland misstraue. "Wenn das schiefgeht, wenn das scheitert in der Ukraine, wären wir die nächsten. Deswegen werden wir vollständigen Einsatz in der Ukraine leisten."
In Berlin fanden bereits am Sonntag ukrainisch-amerikanische Gespräche statt. Am Montag wollen mehrere europäische Staats- und Regierungschefs mit Selenskyj zusammentreffen, um ihm ihre Solidarität zu demonstrieren.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)