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Euro-Notenbank lässt Zinsen am Donnerstag wohl unverändert
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Britische Währungshüter könnten Leitzins auf 3,75 Prozent senken
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| Bank von Japan hingegen steht vor Zinserhöhung |
| Berlin/London/Tokio, 15. Dez (Reuters) - Bei der |
| Europäischen Zentralbank (EZB) gilt eine Zinspause bei ihrer |
| Sitzung am Donnerstag als ausgemachte Sache. Ökonomen gehen |
| übereinstimmend davon aus, dass die Währungshüter ihren Leitzins |
| zum vierten Mal in Folge bei zwei Prozent belassen werden. Trotz |
| des erwarteten Stillhaltens dürfte es jedoch hinter den Kulissen |
| rege Diskussionen über den künftigen Inflationsausblick und die |
| damit verbundenen Risiken geben. An den Finanzmärkten wird |
| bereits über eine mögliche Zinserhöhung 2026 spekuliert, während |
| einige Analysten dies für verfrüht halten. Derweil dürfte es bei |
| der britischen Zentralbank diese Woche eine Zinssenkung geben, |
| bei der japanischen Notenbank hingegen eine Zinsanhebung. |
Die Entscheidung zum Stillhalten der EZB wird durch die jüngste Datenlage gestützt. "Die Kombination aus moderatem Wachstum der Euro-Zone im dritten Quartal und einer Inflationsrate nahe der Zwei-Prozent-Zielmarke bedeutet, dass die EZB die Zinsen am Donnerstag unverändert lassen wird", sagte Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der staatlichen Förderbank KfW. Das Wachstum im Euroraum hatte im dritten Quartal mit 0,3 Prozent positiv überrascht, und auch Konjunkturindikatoren deuten auf ein robustes viertes Quartal hin. EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte bereits die Einschätzung bekräftigt, dass sich die Geldpolitik an einem guten Punkt befinde.
Im Zentrum der Sitzung werden die neuen Konjunkturprognosen der Notenbank stehen, die die interne Debatte befeuern dürften. Nacg Ansicht des Experten Marco Wagner von der Commerzbank werden die Inflationsprognosen vor allem wegen der Verschiebung des neuen EU-Emissionshandelssystems (ETS 2) um ein Jahr auf 2028 angepasst. Dies dürfte die Inflationserwartung für 2027 auf 1,7 Prozent senken, für 2028 jedoch auf einen Wert leicht über dem Zwei-Prozent-Ziel anheben. Wagner zufolge liefert dies beiden Lagern im EZB-Rat Argumente: Die sogenannten Tauben als Verfechter einer eher lockeren Geldpolitik könnten auf eine für zwei Jahre unter dem Ziel liegende Inflation verweisen. Demgegenüber dürften die sogenannten Falken als Verfechter einer strikteren Geldpolitik die Abweichung als vorübergehenden Sondereffekt abtun und auf das Erreichen des Ziels auf mittlere Sicht pochen.
Die jüngsten Marktbewegungen wurden durch Äußerungen von EZB-Direktorin Isabel Schnabel ausgelöst, wonach der nächste Schritt eine Zinserhöhung sein könnte. Händler preisen inzwischen eine etwa 30-prozentige Wahrscheinlichkeit für einen solchen Schritt bis Ende 2026 ein. Felix Schmidt von der Berenberg Bank hält diese Reaktion jedoch für "etwas übertrieben". Er rechnet erst in der zweiten Hälfte 2027 mit Zinserhöhungen. KfW-Ökonom Schumacher wies zudem auf erhebliche Risiken für den Ausblick hin. Besonders die Stärke des Euro, ein starker Anstieg chinesischer Importe oder ein Wiederaufflammen des Handelskonflikts mit den USA könnten zu einem späteren Zeitpunkt eine geldpolitische Reaktion notwendig machen.
Unter den großen Notenbanken hatte jüngst bereits die Fed aus den USA die Zinsen leicht gesenkt und dies vor allem mit dem schwächelnden Jobmarkt begründet. Bei der britischen Notenbank dürfte es am Donnerstag zu einer knappen 5:4 Entscheidung für eine Senkung des Leitzinses auf 3,75 von 4,0 Prozent kommen, wie aus Umfragen der Nachrichtenagentur Reuters unter Analysten hervorgeht. Dies wäre die erste Senkung seit August und würde die Kreditkosten auf ein Dreijahrestief senken. Öffentliche Äußerungen von Mitgliedern des geldpolitischen Ausschusses seitdem deuten darauf hin, dass sie weiter uneins darüber sind, ob Arbeitsplatzverluste oder Inflationsdruck das größte Risiko für die Wirtschaft darstellen. Fachleute gehen aber davon aus, dass die Stimme von BoE-Chef Andrew Bailey den Ausschlag für eine Zinssenkung geben könnte.
Am Freitag entscheidet auch die japanische Notenbank über ihre Geldpolitik. An den Finanzmärkten wird damit gerechnet, dass die BOJ ihre Zinsen erhöht - und zwar um 0,25 Prozentpunkte auf 0,75 Prozent. Die Bank von Japan (BOJ) wird voraussichtlich ihr Versprechen bekräftigen, die Zinsen weiter anzuheben, wie Reuters jüngst von drei Personen erfuhr, die mit den Überlegungen der Bank vertraut sind.
(Bericht von Klaus Lauer, Yoruk Bahceli, Stefano Rebaudo, William Schomberg, Leika Kihara und Takahiko Wada, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)