Berlin, 15. Dez (Reuters) - Für Bundeskanzler Friedrich Merz wird ein Waffenstillstand im Ukraine-Krieg vorstellbar. "Wir haben in den vergangenen Tagen eine große diplomatische Dynamik, vielleicht die größte seit dem Beginn des Krieges am 24. Februar 2022, erlebt", sagte der Kanzler am Montag nach den Ukraine-Gesprächen in Berlin in einer Pressekonferenz mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. "Wir haben jetzt die Chance auf einen echten Friedensprozess für die Ukraine. Diese Pflanze ist noch klein, aber die Chance ist real." Merz dankte ausdrücklich US-Präsident Donald Trump, ohne den diese Fortschritte nicht möglich gewesen wären. Am Sonntag und Montag hatten die ukrainischen und amerikanischen Unterhändler im Kanzleramt verhandelt. Am Montagabend empfängt Merz europäische Staats- und Regierungschefs sowie die Spitzen von EU und Nato, um der Ukraine die weitere Solidarität zu versichern.
Der Kanzler appellierte zugleich an den russischen Präsidenten Wladimir Putin, seinerseits den Weg für ein Ende der Kämpfe freizumachen. Putin sollte "wenigstens über Weihnachten das ukrainische Volk unbehelligt lassen von weiteren Bombenangriffen und Raketenangriffen, die sich ja fast ausnahmslos in den letzten Wochen und Monaten gegen die zivile Infrastruktur, gegen Kindergärten, Krankenhäuser, Energieversorgungseinrichtungen richten", sagte er. "Das ist Terror gegen die Zivilbevölkerung", fügte Merz hinzu. "Vielleicht hat die russische Staatsführung einen Rest an menschlichem Anstand und lässt wenigstens die Bevölkerung über Weihnachten mit diesem Terror einmal für ein paar Tage in Ruhe." Dies könne dann auch der Anfang für "vernünftige, konstruktive Gespräche" sein, wie man zu einem dauerhaften Frieden in der Ukraine komme.
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)