Sydney, 16. Dez (Reuters) - Als direkte Folge des Anschlags von Sydney hat die australische Regierung eine Überprüfung der Waffengesetze des Landes eingeleitet. Hintergrund ist die neue Erkenntnis, dass einer der Attentäter legal mehrere Schusswaffen besaß. Bei dem Anschlag eines Vaters und seines Sohnes am Sonntag waren 15 Menschen getötet worden. Wie nun ebenfalls bekannt wurde, war der jüngere Täter dem Geheimdienst bereits wegen möglicher Terrorverbindungen bekannt, wurde aber als ungefährlich eingestuft.
Der 50-jährige Vater besaß den neuen Erkenntnissen zufolge seit 2015 einen Waffenschein und hatte sechs Waffen legal registriert. Sein 24-jähriger Sohn war 2019 vom Geheimdienst überprüft worden, nachdem er Kontakt zu einem verurteilten IS-Terroristen hatte. Das islamistische Motiv der Tat wurde durch den Fund von zwei IS-Flaggen im Auto der Täter weiter erklärt. Dem Angriff war offenbar eine Täuschung innerhalb der Familie vorausgegangen: Der Sohn hatte seiner Mutter erzählt, er und sein Vater seien auf einem Angelausflug.
Der israelische Botschafter in Australien rief die Regierung zu einem besseren Schutz von Juden auf. Er beschrieb, dass Juden in Australien ihre Gottesdienste hinter verschlossenen Türen und mit Wachschutz abhalten müssten. Die Situation sei wahnsinnig. Am Tatort am Bondi Beach legten unterdessen zahlreiche Menschen Blumen in einem wachsenden Gedenkmeer nieder, um der Opfer zu gedenken.
Unter den 15 Todesopfern sind den neuen Informationen zufolge auch eine Holocaust-Überlebende, ein Rabbiner sowie ein zehnjähriges Mädchen. Die Zahl der Überlebenden, die noch im Krankenhaus behandelt werden, wurde auf 25 konkretisiert. Auch der Passant, der bei seinem Versuch, einen der Täter zu entwaffnen, angeschossen wurde, befindet sich weiterhin im Krankenhaus. Der Anschlag auf die jüdische Chanukka-Feier gilt als der schwerste mit Schusswaffen in Australien seit fast 30 Jahren.
(Bericht von Renju Jose, Scott Murdoch, Christine Chen, Kirsty Needham, Alasdair Pal, Pete McKenzie, Stella Qiu und Bettina Cosima Larrarte. Geschrieben von Isabelle Noack. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)