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18.10.2024 /10:15:27
FOKUS 1-Chinas Wirtschaft verliert Schwung - "Konjunkturpaket braucht Zeit"

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Chinesische Wirtschaft wächst im Sommer 4,6 Prozent zum Vorjahr



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Schwächstes Wachstum seit Anfang 2023



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Ökonomen: Unklar, wie schnell und gut Konjunkturpaket wirkt



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Fachleute: Regierung muss strukturelle Probleme angehen
 
(Mit Details, Ökonomen, Hintergrund)
Peking, 18. Okt (Reuters) - Die chinesische Wirtschaft
ist im Sommer so langsam gewachsen wie seit Anfang 2023 nicht.
Auch wenn es zuletzt positive Signale vom Konsum und der
Produktion gab, bleibt der schwächelnde Immobiliensektor eine
große Herausforderung für die Regierung beim Versuch, das
Wachstum anzukurbeln. Die nach den USA zweitgrößte
Volkswirtschaft der Welt legte zwischen Juli und September im
Jahresvergleich um 4,6 Prozent zu, wie am Freitag aus dem
Bericht des Nationalen Statistikamtes (NBS) hervorgeht. Das ist
zwar einen Tick mehr als die von Fachleuten erwarteten 4,5
Prozent, aber auch weniger als die plus 4,7 Prozent im zweiten
Quartal. "Das Ende September angekündigte Konjunkturpaket wird
Zeit und Geduld brauchen, um das Wachstum in den nächsten
Quartalen anzukurbeln", sagte Bruce Pang, Chefökonom bei
Immobiliendienstleister JLL.
"Die Entwicklung entspricht den Markterwartungen
angesichts der schwachen Inlandsnachfrage, eines immer noch
schwächelnden Immobilienmarkts und eines nachlassenden
Exportwachstums", fügte Pang hinzu. Commerzbank-Experte Tommy Wu
betonte, auch wenn die

verschiedenen Maßnahmen des Staates

das Wachstum stützten, dürfte die chinesische Wirtschaft aufgrund der anhaltenden strukturellen Probleme wie der Immobilienkrise weiter unter Druck stehen. "Noch hat die Politik diese Strukturprobleme nicht entschlossen genug in Angriff genommen."





IMMOBILIENKRISE BREMST - "GELD SITZT NICHT MEHR SO
LOCKER"
 
Über die Wachstumsraten des asiatischen Landes würde man
sich inEuropa freuen, erklärte Chefökonom Thomas Gitzel von der
VP Bank. "Ein Zuwachs des Bruttoinlandsproduktes von 4,6 Prozent
ist fürChina derzeit aber zu wenig." Die Jugendarbeitslosigkeit
sei zuletzt auf den Rekord von 18,8 Prozent geklettert und
vielen Chinesen gehe es seit Ausbruch der Corona-Pandemie
schlechter. "Die Immobilienkrise macht China schwer zu
schaffen", sagte Gitzel. Dabei hätten viele Menschen nicht nur
Geld verloren, sondern auch das Vertrauen in die Regierung. "Das
Geld sitzt nicht mehr so locker, wie noch vor einigen Jahren."
Darüberhinaus kämpfe das Land aufgrund der Ein-Kind-Politik mit
einem massiven demografischen Wandel, der das Potenzial der
Wirtschaft perspektivisch weiter bremse. "Die staatlichen Hilfen
können kurzfristig wieder zu etwas höheren Wachstumsraten
führen,doch das Wachstumspotenzial zeigt nach unten."
 
Die Regierung in Peking peilt an, dass die Wirtschaft in
diesem Jahr rund fünf Prozent zulegt. Vertreter des
Statistikamts äußerten sich zuversichtlich, dass dies gelinge.
Einer Umfrage der Nachrichtenagentur Reuters unter Ökonomen
zufolgedürfte das Wachstum nur 4,8 Prozent erreichen und sich
2025 weiter auf 4,5 Prozent abkühlen.
 
Von Juli bis September stieg das BIP zum Vorquartal um
0,9 Prozent und blieb damit leicht hinter den Markterwartungen
von 1,0Prozent zurück. Die Industrieproduktion mit plus 5,4
Prozentund die Einzelhandelsumsätze mit plus 3,2 Prozent fielen
im September besser aus als von Fachleuten angenommen. Man würde
die dieBedeutung dieser besser als erwarteten Daten aber
herunterspielen, sagte Betty Wang vom Analysehaus Oxford
Economics. "Denn die strukturelle Schwäche im Immobilien- und
Haushaltssektor bleibt weitgehend ungelöst."

(Bericht von Kevin Yao, Ethan Wang and Joe Cash, geschrieben von Klaus Lauer und Alexandra Falk. Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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