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14.06.2024 /18:19:46
FOKUS 3-Dax rutscht ab - Anleger fürchten Rechtsruck in Frankreich

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Neuwahlen in Frankreich belasten Finanzwerte

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Pariser Leitindex sackt ab

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Euro rutscht unter Marke von 1,07 Dollar
 
(Neu: Schlusskurse)
Frankfurt, 14. Jun (Reuters) - Die Aussicht auf eine
längere politische Unsicherheit in Frankreich hat Europas
Aktienanleger zum Wochenschluss vergrault. Dax <.GDAXI> und
EuroStoxx50 <.STOXX50E> fielen am Freitag um 1,4 Prozent und zwei
Prozent und verbuchten Wochenverluste von rund drei und rund
vier Prozent. Der deutsche Leitindex ging mit 18.002 Punkten nur
knapp über der psychologisch wichtigen Marke aus dem Handel.
Auch die ungewisse US-Zinspolitik und der neu entflammte
Handelskonflikt mit China den Investoren verdarb den Investoren
die Lust auf Aktien. US-Anleger traten bei der Rekordjagd
ebenfalls auf die Bremse: bis zum Handelsschluss in Europa lagen
die Indizes rund 0,4 Prozent im Minus.

Anleger fürchteten vor allem, dass Frankreich im Zuge der von Präsident Emmanuel Macron ausgerufenen Neuwahlen in eine Finanzkrise schlittern könnte. Der Risikoaufschlag, den Anleger für französische Staatsanleihen <FR10YT=RR> verlangen, kletterte auf den höchsten Stand seit mehr als vier Jahren. "Der Ausgang der nunmehr anstehenden Parlamentswahlen in Frankreich könnte für Europa von größerer Bedeutung sein wird als die gerade abgeschlossenen Wahlen zum Europäischen Parlament", sagten die Analysten von PGIM Fixed Income. Am Devisenmarkt rutschte der Euro <EUR=> bis auf 1,0666 Dollar ab und markierte damit den niedrigsten Stand seit Anfang Mai.

BEDROHT WAHLAUSGANG KREDITWÜRDIGKEIT FRANKREICHS?

Am Aktienmarkt gerieten die Kurse der französischen Großbanken unter Druck. Societe Generale <SOGN.PA>, BNP Paribas <BNPP.PA> und Credit Agricole <CAGR.PA> verloren zwischen 2,6 und 3,6 Prozent. Im Dax gaben die Titel der Commerzbank <CBKG.DE> 4,4 Prozent nach. Der Index für die Banken der Euro-Zone <.SX7E> fiel um 2,2 Prozent und verbuchte seinen größten Wochenverlust seit den Bankenturbulenzen im März 2023.

An den Finanzmärkten wird mit Sorge auf die Wahlprogramme der Rechten in Frankreich geschaut. Der französische Leitindex CAC40 <.FCHI> rutschte um 2,7 Prozent ab. Der euroskeptische und rechtspopulistische Rassemblement National (RN) von Marine Le Pen, der derzeit in den Meinungsumfragen führt, fordert etwa eine Herabsetzung des Renteneintrittsalters und eine protektionistische Wirtschaftspolitik a la Ex-US-Präsident Donald Trump nach dem Motto "Frankreich zuerst". Eine Wende zu einer expansiveren Finanzpolitik in Frankreich könnte weitreichende Auswirkungen haben, meinte Experte Frederique Carrier von RBC Wealth Management. Aus Sicht der Ratingagentur S&P bedroht die politische Entwicklung die Kreditwürdigkeit Frankreichs. Macron hatte nach der Europa-Wahl kurzfristig eine vorgezogene Neuwahl des Parlaments angeordnet, nachdem sein Bündnis vom RN klar geschlagen wurde.

RÜSTUNGSWERTE FLIEGEN AUS DEN DEPOTS

Auch die Rüstungswerte gingen auf Talfahrt. "Der Markt glaubt, dass Europas rechtsextreme Parteien, wenn sie an der Macht wären, wahrscheinlich eine freundlichere Haltung gegenüber Russland einnehmen würden", sagte ein Händler. Aktien von Rheinmetall <RHMG.DE> sackten um 5,9 Prozent ab. Im MDax <.MDAXI> notierten Hensoldt <HAGG.DE> 2,9 Prozent schwächer. In Paris fielen Thales-Titel <TCFP.PA> um 6,7 Prozent.

Federn lassen mussten auch die Autoaktien. Der europäische Branchenindex <.SXAP> gab 2,2 Prozent nach - auf Wochensicht kam er auf ein Minus von 4,6 Prozent. China warnte die EU-Kommission im Streit über angedrohte Strafzölle für Elektroautos aus der Volksrepublik zuletzt vor einem neuen Handelskonflikt. Anleger fürchten, dass die europäischen Autobauer stark unter möglichen Gegenmaßnahmen Chinas leiden werden.

Eine Kursexplosion gab es bei der britischen Modekette Superdry <SDRY.L>, deren Aktien um rund 86 Prozent in die Höhe schnellten. Die Aktionäre stimmten dem Antrag der Firma auf Mittelbeschaffung zu. Damit soll eine drohende Pleite abgewendet werden.

(Bericht von: Anika Ross und Daniela Pegna, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).) ((daniela.pegna@thomsonreuters.com; Reuters Messaging:

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