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08.07.2024 /19:33:25
FOKUS 2-Frankreich-Wahl lässt Europas Anleger kalt

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Euro bleibt stabil

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Keine klare Mehrheit im französischen Parlament

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Verhandlungen über Feuerpause in Gaza drücken Ölpreis

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Maersk unter Druck
 
(Neu: Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 08. Jul (Reuters) - Der überraschende Ausgang
der Parlamentswahl in Frankreich hat an den europäischen
Aktienmärkten nur geringe Spuren hinterlassen. Kursgewinne von
knapp einem Prozent konnten im Handelsverlauf weder in
Frankfurt, noch in Paris verteidigt werden. Der französische
Leitindex, der Cac 40 <.FCHI>, rutschte vor Handelsschluss erneut
rund ein halbes Prozent ins Minus. Der Dax <.GDAXI> ging am
Montag stabil mit 18.472 Punkten aus dem Handel. Der
EuroStoxx50 <.STOXX50E> rutschte leicht ins Minus und gab 0,2
Prozent auf rund 4970 Zähler nach.

Die Linken waren am Sonntag aus der französischen Stichwahl überraschend als stärkste Kraft hervorgegangen, für eine absolute Mehrheit reichte es aber nicht. Macrons Mitte-Lager stellt nur noch den zweitgrößten Block in der neuen Nationalversammlung. Auf Platz drei landete der rechtsnationale Rassemblement National, der die erste Runde noch als stärkste Kraft abgeschlossen hatte. Im Vorfeld der Wahl hatte die Furcht vor einem Sieg der extremen Rechten oder Linken Europas Börsen belastet. Bei einem Sieg der Linken hatten Börsianer höhere Haushaltsausgaben befürchtet sowie negative Folgen für die französische Wirtschaft.

EURO WEITGEHEND STABIL

"Die Linke hat jedoch keine absolute Mehrheit errungen und kontrolliert daher nicht das Parlament, so dass es ihr schwer fallen wird, eine allzu aggressive Politik zu unterstützen", sagte Zehrid Osmani, Experte bei Martin Currie. Daher sei es unwahrscheinlich, dass Frankreich in größerem Umfang von seiner derzeitigen Politik abweiche oder eine außergewöhnliche Steuererhöhung vornehmen werde. "Stattdessen glauben wir, dass sich Frankreich weiterhin an das von der EU vorgegebene Haushaltsprogramm zum Defizitabbau halten wird."

Der Euro <EUR=> machte im Handelsverlauf anfängliche Verluste wieder wett und stieg um 0,1 Prozent auf 1,0844 Dollar. Die Reaktion der Märkte auf das französische Wahlergebnis sei "relativ gedämpft" ausgefallen, konstatierte auch Brad Bechtel, Devisenchef bei Jefferies in New York. "Wenn überhaupt, führt es wahrscheinlich zu einer gewissen Instabilität der dortigen Regierungsstruktur."

Andere Analysten mahnten hingegen zur Vorsicht. "Die 'Lame Duck' in einem Kernland der Europäischen Union ist nicht gerade vertrauenseinflößend und mit Perspektiven für Investoren verbunden", konstatierte etwa Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. "Europa dürfte jetzt noch weiter hinter den USA zurückfallen, was die Kapitalströme angeht."

Zum Auftakt einer ereignisreichen Woche in den USA mit wichtigen Inflationszahlen und dem Start der Bilanzsaison zeigten sich Anleger an der Wall Street optimistisch. Der Dow-Jones-Index kletterte zum Handelsstart um 0,7 Prozent auf bis zu 39.655 Punkte. Der breiter gefasste S&P 500 <.SPX> sowie der Index der Technologiebörse Nasdaq <.IXIC> zogen jeweils leicht an und erklommen frische Höchststände. Aus Sicht von Börsianern haben sich die Hinweise auf eine Zinswende im September weiter verdichtet, nachdem die Arbeitsmarktzahlen vom Freitag auf eine Konjunkturabkühlung hindeuteten.

ÖL UNTER DRUCK - MAERSK AUSGEBREMST

Am Ölmarkt ging es unterdessen abwärts. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um knapp ein Prozent auf 85,90 Dollar pro Barrel (159 Liter). Hintergrund waren die jüngsten Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen, die die Ängste der Anleger vor Engpässen infolge eines Konflikt-Flächenbrands in der Region linderten. "Wenn aus den Gesprächen etwas Konkretes hervorgeht, wird dies den Markt vorerst etwas entlasten", sagte Tony Sycamore, Analyst beim Broker IG in Sydney.

Bei den Einzelwerten flogen an der Börse in Kopenhagen Maersk-Aktien aus den Depots. Die Papiere der Reederei sackten um mehr als fünf Prozent ab. Das Unternehmen hatte zum einen vor Verspätungen auf Routen vor der südafrikanischen Küste gewarnt. Zudem könnte ein möglicher Waffenstillstand in Gaza den Angriffen im Roten Meer ein Ende setzen und eine sichere Durchfahrt durch den Suezkanal ermöglichen, sagt Sydbank-Analyst Mikkel Emil Jensen. Damit wären wieder mehr Schiffskapazitäten verfügbar. Die Titel von Hapag Lloyd <HLAG.DE> verloren ebenfalls knapp fünf Prozent. Die Logistikkonzerne DSV und Kuehne & Nagel <KNIN.S> büßten mehr als ein beziehungsweise rund drei Prozent ein.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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