- von Abhirup Roy und Victoria Waldersee |
San Francisco/Berlin, 27. Jun (Reuters) - Damit hatte am |
Dienstagabend niemand gerechnet: Volkswagen <VOWG_p.DE> holt |
sich nach jahrelangen Problemen bei der Softwaretochter Cariad |
Hilfe bei dem Elektroauto-Startup Rivian <RIVN.O> aus den USA |
und nimmt für ein Software-Gemeinschaftsunternehmen bis zu fünf |
Milliarden Dollar in die Hand. Dass bis zu der Ankündigung des |
Deals nichts durchdrang, ist ungewöhnlich, denn gerade wenn |
große Konzerne im Spiel sind, kommen Lecks vor der Bekanntgabe |
häufig vor. |
"Ich denke, es ist an sich schon eine Leistung, dass nichts durchgesickert ist, wenn man bedenkt, wie viel Arbeit bereits geleistet wurde und wie viele Menschen in unseren Teams daran beteiligt sind", sagte Rivian-Chef RJ Scaringe der Nachrichtenagentur Reuters. Einem Insider zufolge waren beide Firmen sehr bedacht darauf, alles "super geheim" zu halten.
Mit der Transaktion vertrauten Personen zufolge zogen sich die Gespräche über Monate. Bereits im August 2023 hätten sich Scaringe und Volkswagen-Chef Oliver Blume in einem Porsche-Kundenzentrum in Atlanta getroffen, sagten zwei Insider. "Wir haben intensiv über Produkte gesprochen und über Dinge ausgetauscht, die uns gefallen. Schnell wurde klar, dass wir ähnliche Interessen bei Fahrzeugen haben", sagte der Rivian-Chef. "Wir haben sofort gemerkt, dass wir einige gemeinsame Interessen in Bezug auf Fahrzeuge haben. Das führte schnell zu einem ernsthaften Gespräch darüber, wie wir eine Zusammenarbeit in Betracht ziehen könnten."
Nach den ersten Gesprächen im August gingen die beiden Autokonzerne an die Arbeit. Im Herbst habe ein Team von Rivian Volkswagen in Deutschland besucht, sagte einer der Insider. Die Tests, ob alles zusammenpasste, seien wie ein Trainingsspiel gewesen, zitierte eine Person Scaringes Äußerungen bei einer Betriebsversammlung am Mittwoch. Anfang des Jahres sei dann ein Team mit Juristen und Softwareexperten nach Deutschland gereist. Ebenfalls zu Beginn des Jahres sei eine Handvoll Audis geheim und getarnt nach Palo Alto in Kalifornien in das Rivian-Werk gebracht worden, sagten zwei Personen. Dort hätten etwa 30 Rivian-Ingenieure die Elektronik ausgebaut und die Autos mit der Elektronik und Software des US-Herstellers ausgestattet. Dann sei intensiv getestet worden, ob die moderne Technologie von Rivian in den deutschen Autos funktionieren würde. Schließlich folgten Gespräche über die finanziellen Aspekte des Deals. Von Volkswagen und Rivian waren zunächst keine Stellungnahmen erhältlich.
"Das ist nichts, was wir uns vor einem Monat überlegt haben", sagte der Rivian-Chef am Dienstag zu Reuters. "Das war ein langer Prozess." Ein weiterer Insider, der Volkswagen nahesteht, sagte, dass noch umfassende Tests nötig seien, um sicherzustellen, dass VW-Autos mit Rivian-Software voll funktionsfähig sind. Für den Porsche-Fan Scaringe, der auch schon Porsche-Klassiker wie den 356 restauriert hat, passt die Liaison perfekt. "Nichts könnte mich mehr begeistern als einen Porsche auf der Straße zu sehen, der unsere Technologie hat."
(Bericht von Abhirup Roy in San Francisco, Victoria Waldersee in Berlin; Mitarbeit von Christina Amann, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)