Nachricht


06.07.2024 /10:26:33
FOKUS 1-Neuer Präsident appelliert an Iraner - "Lasst mich nicht im Stich"

*

Neuer Präsident erwartet "schwierigen Weg"

*

Putin gehört zu ersten Gratulanten

*

Kein Politikwechsel im Iran erwartet
 
(Neu: Peseschkian, Putin)
Dubai, 06. Jul (Reuters) - Der neue iranische Präsident
Massud Peseschkian hat in seiner ersten Ansprache nach dem Sieg
in der Stichwahl die Bevölkerung um Rückhalt gebeten. "Liebe
Iranerinnen und Iraner, die Wahl ist vorbei, und dies ist erst
der Anfang unserer Zusammenarbeit", erklärte das als gemäßigt
geltende Staatsoberhaupt am Samstag "Es liegt ein schwieriger
Weg vor uns. Er kann nur mit eurer Zusammenarbeit, eurer
Empathie und eurem Vertrauen reibungslos verlaufen." Auf X
schrieb er: "Ich reiche euch die Hand und schwöre bei meiner
Ehre, dass ich euch auf diesem Weg nicht im Stich lassen werde.
Lasst mich nicht im Stich."
Zu den ersten Gratulanten gehörte der russische
Präsident Wladimir Putin. "Ich hoffe, dass Ihre Arbeit als
Präsident dazu beitragen wird, die konstruktive bilaterale
Zusammenarbeit in allen Bereichen zum Nutzen unserer
befreundeten Völker weiter auszubauen", erklärte Putin. Auch der
Rivale um die Vorherrschaft in der Region, Saudi-Arabien,
übermittelte Glückwünsche.
 
Zuvor hatte das Innenministerium mitgeteilt, Peseschkian
habe die Präsidentschaftswahl gewonnen. Die Wahlbeteiligung lag
bei rund 50 Prozent und war damit höher als in der ersten Runde.
mit 40 Prozent. In der Islamischen Republik ist die
Wahlbeteiligung in den letzten vier Jahren stark gesunken.
Kritiker sehen darin einen Beleg für die schwindende
Unterstützung der den Iran dominierenden geistlichen Führung.
Bei der Wahl traten der Hardliner Said Dschalili und Peseschkian
gegeneinander an. Beide Kandidaten stehen loyal zum Obersten
Führer, Ajatollah Ali Chamenei, der im Land letztlich das Sagen
hat. Die Wahl war notwendig geworden, weil der vorherige
Präsident Ebrahim Raisi bei einem Hubschrauberabsturz im Mai ums
Lebens kam.
Peseschkian hat eine Öffnung des Irans und mehr
Freiheiten für die Bevölkerung des Landes versprochen. Videos in
den sozialen Medien zeigten, wie Anhänger von Peseschkian in
vielen Städten des Landes auf den Straßen tanzten und Autofahrer
seinen Sieg mit Hupen bejubelten. In der nordwestlichen Stadt
Urmia, der Heimatstadt des neuen Präsidenten, verteilten die
Menschen Süßigkeiten auf der Straße, wie Augenzeugen
berichteten.
 
Beobachter gehen nicht davon aus, dass der 69-jährige
Herzchirurg einen grundlegenden Politikwechsel in Bezug auf das
Atomprogramm oder eine andere Politik bei der Unterstützung
Iran-treuer Milizen im Nahen Osten herbeiführen wird. Allerdings
wird eine Mäßigung im Ton erwartet. Von Bedeutung könnte sein,
dass Peseschkian eng in die Auswahl des Nachfolgers von Chamenei
eingebunden sein wird. Der 85-jährigen Obersten Führer Irans ist
der eigentliche Machthaber des Landes.

(Bericht von Parisa Hafezi, geschrieben von Hans Busemann. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.