Berlin, 13. Mai (Reuters) - Lufthansa <LHAG.DE>-Chef Carsten Spohr hat erneut Luftfahrtkosten in Deutschland als zu hoch kritisiert und plädiert mit Amtsantritt der neuen Bundesregierung für mehr Optimismus und mehr Selbstbewusstsein. Der Luftverkehr in Deutschland brauche mit den Flughäfen eine funktionierende und bezahlbare Infrastruktur, sagte Spohr am Dienstag auf einer Konferenz des Wirtschaftsrats der CDU in Berlin. "Die Luftverkehrssteuer muss runter", sagte der Airline-Chef. Dies gelte auch für staatlich bedingte Kosten bei der Flugsicherung und der Luftsicherheit. Denn die größte Konkurrenz der Lufthansa-Gruppe seien nicht private Wettbewerber, sondern staatliche Airlines aus der Türkei, aus Katar und aus den Vereinigten Arabischen Emiraten - und diese litten unter keiner Luftverkehrssteuer, betonte Spohr. Die neue Regierung von Union und SPD müsse die Rahmenbedingungen nicht nur für die Luftfahrt verbessern, sondern auch für die gesamte deutsche Wirtschaft.
Spohr forderte mehr Engagement der Bundesregierung und ein stärkeres Auftreten auf europäischer Ebene. Denn etwa in der Luftfahrt werde vieles in Brüssel entschieden. Dass Deutschland als größte Volkswirtschaft der EU "jahrelang in Brüssel keine Meinung hatte - die sogenannte 'German vote' - das ist nicht nur peinlich, das ist für mich Führungsversagen", kritisierte Spohr. "Deutschland muss eine Meinung haben, weil wir eine Führungsrolle haben, die man nicht mal eben so abstreifen kann, wenn sie einem nicht gefällt." Deutschland stehe mehr Selbstbewusstsein zu, was sich in den ersten Auftritten des neuen Bundeskanzlers Friedrich Merz auch gezeigt habe, erklärte der Lufthansa-Chef.
Er sagte, dass ein Zusammenspiel von Wirtschaft und Politik wichtig sei, um für Aufbruchstimmung zu sorgen. Man müsse den "teilweise übertriebenen Pessimismus" bremsen, so Spohr.
Ähnlich äußerte sich Deutsche-Bank <DBKGn.DE>-Chef Christian Sewing. Er sei froh, dass es nun eine neue Regierung gebe. Diese habe den Willen, die Tatkraft und das Zeug, Deutschland wieder voranzubringen. Auch der Bank-Manager sprach sich dafür aus, dass die Koalition sich stärker auf europäischer Ebene zu Wort melden müsse. "Wir brauchen endlich wieder eine Bundesregierung, die in Brüssel Flagge zeigt, auch durchaus mal den Takt angibt - die anderen europäischen Länder wünschen sich das." Sewing sagte zudem, die Bankenregulierung müsse die Wettbewerbsfähigkeit der Geldhäuser in Deutschland und Europa berücksichtigen.
(Bericht von Klaus Lauer; Redigiert von Ralf Banser - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)