Berlin, 13. Mai (Reuters) - Zusätzliche Gelder für das marode Schienennetz können laut der Bahnindustrie ohne größere Probleme in die Modernisierung gesteckt werden. "Wir haben gezeigt, dass wir einen Mittelaufwuchs verbauen können", sagte der Präsident des Branchenverbands VDB, Andre Rodenbeck, am Dienstag in Berlin. Die Branche habe dies zuletzt zum Beispiel bei der Komplettsanierung des viel befahrenen Teilabschnitts zwischen Mannheim und Frankfurt am Main unter Beweis gestellt. Rodenbeck forderte die neue Bundesregierung aus Union und SPD auf, schnell und verbindlich festzulegen, wofür konkret welche Mittel bereitstünden. Schwarz-Rot will vor allem mit Mitteln aus dem Haushalt und dem 500 Milliarden Euro schweren Sondertopf zur Modernisierung der Infrastruktur die Schiene attraktiver machen. Ein verlässlicher Hochlauf sei entscheidend, damit Unternehmen Mitarbeiter einstellten und ihre Kapazitäten aufstockten.
Im Geschäftsjahr 2024 stieg der Umsatz der Bahnindustrie in Deutschland um 4,2 Prozent auf den Rekordwert von 15,0 Milliarden Euro. Der Treiber war dabei das Exportgeschäft, welches um 16 Prozent zulegte. Dynamisch entwickelte sich auch die Infrastruktursparte mit einem Umsatzplus von 13 Prozent. Das größte Segment ist weiterhin das Fahrzeuggeschäft. Hier kletterte der Auslandsumsatz um 18 Prozent, im Inland gab es aber ein Minus von neun Prozent. Die Unterfinanzierung des Personennahverkehrs führe zu einer Zurückhaltung bei der Fahrzeugbeschaffung, so Rodenbeck. Die Auftragseingänge der gesamten Industrie liegen bei 18,3 Milliarden Euro - ein hohes Niveau, aber 15 Prozent weniger als 2023.
Dringend ansetzen sollte die neue Regierung bei der Digitalisierung. Rodenbeck sprach von dem großen Sorgenkind. "Aktuell sind unter zwei Prozent des deutschen Schienennetzes digitalisiert." Das binde viel Personal. Digitale Stellwerke erforderten lediglich ein Siebtel des jetzt notwendigen Personals, was auch angesichts der demografischen Entwicklung ein Vorteil sei.
Sarah Stark, Hauptgeschäftsführerin des Verbands der Bahnindustrie in Deutschland (VDB), sagte, staatliche Mittel würden oft für einen zu kurzen Zeitraum bereitgestellt. Das System, um die Gelder abzurufen, sei zu komplex und langwierig. Von der Planung bis zur Umsetzung konkreter Projekte dauere es oft länger, als die Regierung im Amt sei. "Insgesamt muss der Weg des Geldes vom Gesetzgeber zum Projekt verkürzt und vereinfacht werden."
(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Reinhard Becker. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)