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13.05.2025 /11:46:19
FOKUS 1-Konjunkturerwartungen der Börsianer steigen - Hoffnung auf Zolldeal

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ZEW-Barometer steigt im Mai überraschend stark

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Lage wird dagegen schlechter bewertet
 
(neu: mit Ökonomen, Ausblick)
Berlin, 13. Mai (Reuters) - Die Pause im Zollstreit
lässt Börsenprofis deutlich optimistischer auf die deutsche
Wirtschaft blicken. Das Barometer für die Konjunkturaussichten
in den kommenden sechs Monaten schnellte im Mai um 39,2 Punkte
auf plus 25,2 Zähler nach oben. Das teilte das Mannheimer
Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag
zu seiner Umfrage unter 191 Investoren und Analysten mit. Von
der Nachrichtenagentur Reuters befragte Ökonomen hatten nur
einen Anstieg auf 11,9 Punkte erwartet. Allerdings lag das an
den Finanzmärkten viel beachtete Barometer im Februar und März
noch höher, ehe die von US-Präsident Donald Trump verkündeten
Zölle im April für einen Absturz sorgten - der jetzt teilweise
wettgemacht wurde.

"Die Erwartungen hellen sich auf", sagte ZEW-Chef Achim Wambach und lieferte auch Erklärungen dafür: "Die Bildung der neuen Bundesregierung, die Bewegung in den Zollstreitigkeiten sowie eine sich stabilisierende Inflationsrate tragen zu dem gestiegenen Optimismus bei."

Das Barometer für die aktuelle Lage fiel dagegen um 0,8 auf minus 82,0 Zähler. Hier hatten Ökonomen eine Verbesserung auf minus 77,0 Punkte vorausgesagt. In keinem anderen Euro-Land sei ein schlechterer Wert ermittelt worden. "Die Lagebeurteilung zeigt, dass der Blick auf den künftigen Konjunkturverlauf trist bleibt", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. "Ein nachhaltiger Stimmungsumschwung dürfte nur mit Strukturreformen erreichbar sein."



"ERRATISCHE POLITIK HINTERLÄSST SPUREN"
 
Trump hatte den 2. April zum "Tag der Befreiung" erklärt
und gegen zahlreiche Handelspartner hohe Zölle verhängt - auch
gegen die Europäische Union. Er setzte die Zölle später für
zunächst 90 Tage aus. Die Zölle von 25 Prozent auf Stahl,
Aluminium und Autos sowie die zehnprozentigen Basiszölle auf
sämtliche andere Produkte blieben für die EU in Kraft. "Die
erratische Politik des US-Präsidenten hinterlässt auch
entsprechende volatile Spuren bei den Konjunktureinschätzungen",
sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. Die am
Montag zwischen den USA und China verkündete Einigung im
Zollkonflikt nähre die Hoffnung, dass es auch mit anderen
Handelspartnern zu einer Einigung kommen könne ? etwa mit der
EU. "Die deutsche Konjunktur wird möglicherweise weit weniger
unter den Zollquerelen leiden als ursprünglich zu befürchten
war", sagte Gitzel.
Die Vereinigten Staaten sind das wichtigste Abnehmerland
von Waren "Made in Germany". Die Abhängigkeit der deutschen
Exporteure von dem durch hohe Zölle bedrohten US-Geschäft ist so
groß wie seit über zwei Jahrzehnten nicht mehr: Die Ausfuhren in
die weltgrößte Volkswirtschaft summierten sich im vergangenen
Jahr auf gut 161 Milliarden Euro. Das war gut ein Zehntel -
genau 10,4 Prozent - aller deutschen Exporte und damit der
höchste Anteil seit 2002.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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