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15.01.2025 /10:51:55
Abhängigkeit Deutschlands bei digitalen Gütern riesig - und Problem wird größer

Berlin, 15. Jan (Reuters) - Die Abhängigkeit der deutschen Wirtschaft vom Ausland bei digitalen Technologien und Dienstleistungen ist einer neuen Umfrage zufolge riesig. 91 Prozent der befragten Unternehmen machten in einer am Mittwoch veröffentlichten Umfrage des Digitalverbands Bitkom eine Abhängigkeit aus, insbesondere von den USA und China. "Nur eine Minderheit von sieben Prozent geht davon aus, dass sich diese Abhängigkeit in fünf Jahren verringert haben wird", teilte der Verband mit. 29 Prozent rechnen nicht mit Veränderungen, 60 Prozent sogar mit einer dann noch stärkeren Abhängigkeit.

"Die neue Bundesregierung muss die Wirtschaft wieder in den Mittelpunkt der Politik stellen und digitale Souveränität zum Top-Thema machen", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen Endgeräte wie Smartphones oder Laptops, die 90 Prozent der Unternehmen importieren. 75 Prozent beziehen Software-Anwendungen und 72 Prozent Cybersicherheits-Applikationen wie Firewalls aus dem Ausland. Halbleiter oder Sensoren importieren 69 Prozent der Betriebe. Die Hälfte der deutschen Unternehmen bezieht digitale Dienstleistungen wie etwa die Programmierung von Apps oder die IT-Beratung von außerhalb. Auch bei Schlüsseltechnologien ist die Abhängigkeit groß - 83 Prozent der Firmen machen sie bei Halbleiter-Importen aus, 67 Prozent bei Künstlicher Intelligenz.

Kurz vor dem Amtsantritt des designierten US-Präsidenten Donald Trump machten 81 Prozent der befragten deutschen Firmen eine Abhängigkeit von den USA aus. Wegen Trump gaben 56 Prozent der Firmen an, ihre Geschäftsstrategie anzupassen. 50 Prozent werden voraussichtlich ihre Lieferketten ändern. 95 Prozent fordern, Deutschland müsse sich unabhängiger von den USA machen.

Der Verband hat für die Analyse mehr als 600 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Beschäftigten befragen lassen. 79 Prozent sehen sich abhängig vom Import digitaler Technologien und Leistungen aus China. Kein einziges der befragten Unternehmen gibt hingegen Russland als Handelspartner an.

Insgesamt könnte die große Mehrheit nur kurzzeitig ohne digitale Importe auskommen. 17 Prozent wären nur bis zu sechs Monate überlebensfähig, 36 Prozent für sieben bis zwölf Monate. 39 Prozent könnten nach eigener Einschätzung 13 bis 24 Monate überleben. Länger als zwei Jahre würden nur drei Prozent der Unternehmen durchhalten.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Myria Mildenberger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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