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08.07.2024 /12:25:33
FOKUS 1-Europas Börsen drehen ins Plus - Frankreich-Wahlausgang im Blick

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Politisches Patt in Frankreich rückt in den Hintergrund

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Erleichterung über Ausbleiben eines Rechtsrucks überwiegt

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Verhandlungen über Feuerpause in Gaza drücken Ölpreis

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Aussicht auf höhere EU-Kartellstrafe drückt Delivery Hero
 
(Neu: Europäische Börsen)
Frankfurt, 08. Jul (Reuters) - Die europäischen Börsen
haben ihre anfänglichen Verluste nach dem Ergebnis der
Parlamentswahl in Frankreich wieder abgebaut. Der französische
Leitindex, der Cac 40 <.FCHI>, notierte am Montag knapp ein
Prozent fester bei 7743 Punkten. Im frühen Handel hatte er bis
zu 0,6 Prozent verloren. Auch der Dax <.GDAXI> und der
EuroStoxx50 <.STOXX50E> rückten um jeweils rund ein halbes
Prozent auf 18.607 und 4547 Zähler vor. Zuvor lagen sie
zeitweise leicht im Minus.

Die Neue Volksfront (Nouveau Front Populaire) fuhr laut Demoskopen bei der Stichwahl am Sonntag den Sieg ein. Die Linke und das Mitte-Lager von Präsident Emmanuel Macron hatten Absprachen getroffen, um nach dem Rechtsruck in der ersten Runde einen Durchmarsch des Rassemblement National (RN) zu verhindern. "Der Erfolg eines linken Bündnisses wäre für die Märkte normalerweise kein Grund zum Feiern, aber angesichts der tief eingewurzelten Sorgen der Anleger rund um eine rechte Regierung wird das Ergebnis am Ende sehr wahrscheinlich doch positiv aufgenommen werden", erläuterte Michael Field, Europa-Stratege beim US-Analyseunternehmen Morningstar.

Doch Frankreich droht nun wegen einer fehlenden politischen Mehrheit eine schwierige Regierungsbildung - auch weil Koalitionen in Frankreich weitgehend unüblich sind. Andere Analysten mahnten daher zur Vorsicht. "Die 'Lame Duck' in einem Kernland der Europäischen Union ist nicht gerade vertrauenseinflößend und mit Perspektiven für Investoren verbunden", konstatierte etwa Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets.

STAATSANLEIHEN AUF RICHTUNGSSUCHE

Der Euro <EUR=> baute seine anfänglichen Verluste von 0,3 Prozent auf 1,08 Dollar wieder ab und lag am späten Vormittag leicht im Plus. Auch die Rendite der zehnjährigen französischen Staatsanleiherenditen <FR10YT=RR> konnte ihren Anstieg auf bis zu 3,255 Prozent von 3,212 Prozent am Freitag nicht verteidigen. Am Mittag lag sie bei 3,221 Prozent. Seit der Ankündigung der Neuwahlen vor knapp einem Monat ist sie allerdings trotzdem um insgesamt fast 3,5 Prozent gestiegen.

Am Ölmarkt ging es abwärts. Die Nordsee-Sorte Brent verbilligte sich um gut ein halbes Prozent auf 85,96 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Preis für US-Leichtöl WTI <CLc1> gab knapp ein Prozent auf 82,43 Dollar je Fass nach. Hintergrund waren die jüngsten Verhandlungen über eine Feuerpause im Gazastreifen, die die Ängste der Anleger vor Engpässen infolge eines Konflikt-Flächenbrands in der Region linderten. "Wenn aus den Gesprächen etwas Konkretes hervorgeht, wird dies den Markt vorerst etwas entlasten", sagte Tony Sycamore, Analyst beim Broker IG in Sydney.

AUSSICHT AUF HÖHERE EU-KARTELLSTRAFE DRÜCKT DELIVERY HERO

Im Rampenlicht bei den Einzelwerten standen die Aktien von Delivery Hero <DHER.DE>, die um knapp fünf Prozent abrutschten. Mit rund 20 Euro waren sie so billig wie seit Februar nicht mehr. Der Essenslieferant rechnet mit einer drastisch höheren Geldstrafe wegen angeblich wettbewerbswidriger Absprachen als bislang gedacht. Doch die größte Herausforderung sei weder das Geld noch die Fähigkeit von Delivery Hero, es zu zahlen, schrieben die Experten der US-Investmentbank Jefferies. Es gehe vielmehr um "das Tatsachenmuster, das diese Strafe schafft", konstatierten die Jefferies-Experten.

An der Börse in Kopenhagen flogen Maersk aus den Depots. Die Papiere der Reederei sackten um rund 4,5 Prozent ab. Das Unternehmen hatte vor Verspätungen auf Routen vor der südafrikanischen Küste gewarnt.

In London beflügelte die Aussicht auf eine Übernahme durch die dänische Brauerei Carlsberg die Kneipengruppe Marston's und den Softdrink-Hersteller Britvic. Die Aktien der britischen Unternehmen sprangen um knapp 20 und rund fünf Prozent. Carlsberg-Aktien legten um 3,5 Prozent zu.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)



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