Nachricht


01.07.2024 /15:32:03
FOKUS 1-Bundesbank - Trend zum bargeldlosen Bezahlen schreitet auch in Deutschland voran

*

Bargeldanteil nur noch 51 Prozent nach 58 Prozent 2021

*

Bankkarte zweithäufigstes Zahlungsmittel mit 27 Prozent

*

Bezahlen mit dem Handy nimmt zu
 
(Neu: Aussagen zum digitalen Euro)
Frankfurt, 01. Jul (Reuters) - Bezahlen an der
Ladentheke mit Scheinen und Münzen wird auch bei den Deutschen
immer unbeliebter. Immer mehr werden Einkäufe inzwischen
bargeldlos per Karte oder mit dem Smartphone bezahlt, wie aus
der am Montag veröffentlichten jüngsten Studie der Bundesbank
zum Zahlungsverhalten in Deutschland hervorgeht. Demnach wurden
2023 nur noch 51 Prozent aller Einkäufe mit Scheinen und Münzen
beglichen, nach 58 Prozent im Jahr 2021. "Dieser Rückgang ist
zwar nicht mehr so ausgeprägt wie während der Corona-Pandemie",
erklärte Bundesbank-Vorstand Burkhard Balz. "Aber dennoch sinkt
der Barzahlungsanteil schneller als in den Jahren zuvor, als der
Rückgang nur jeweils einen Prozentpunkt pro Jahr betrug." 2020
hatte der Bargeldanteil noch bei 60 Prozent gelegen. Im Jahr
2017 waren es noch 74 Prozent gewesen.

Mit einem Bargeldanteil von 51 Prozent beim Bezahlen gehöre Deutschland nach wie vor zur Spitzengruppe in Europa, zu der auch Österreich und Italien zählten, sagte Balz. In den skandinavischen Ländern sind Scheine und Münzen dagegen bereits ein Auslaufmodell: In Schweden liegt der Anteil inzwischen nur noch bei acht und bis neun Prozent. Das Land mit der niedrigsten Bargeldquote in Europa ist laut Balz Norwegen mit einem Minianteil von drei Prozent.

Hinter der abnehmenden Bargeld-Nutzung steht laut Bundesbank der Trend zum Bezahlen mit der Bankkarte (Debitkarte) und der Vormarsch des Zahlens per Mobiltelefon mittels Apps. Mit einem Anteil von 27 Prozent aller Transaktionen war 2023 die Bankkarte das zweithäufig genutzte Zahlungsmittel - eine deutliche Zunahme von fünf Prozentpunkten im Vergleich zu 2021. Das Bezahlen mit dem Handy per App hat ausgehend von einem niedrigen Niveau ebenfalls kräftig zugenommen. Der Anteil an den Transaktionen verdreifachte sich auf sechs Prozent. "Die mobilen Bezahlverfahren wie Apple Pay oder die Bezahl-Apps der Banken und Sparkassen sind insbesondere bei den jüngeren Befragten beliebt," sagte Balz. Bei den 25- bis 34-Jährigen sprang der Anteil von vier auf 14 Prozent.

AM LIEBSTEN OHNE SCHEINE UND MÜNZEN

Insgesamt haben sich die Vorlieben der Deutschen laut Bundesbank zugunsten unbarer Zahlungsmittel verschoben. Bei freier Wahl würden inzwischen laut Studie 44 Prozent am liebsten unbar bezahlen - drei Prozentpunkte mehr als 2021. "Insbesondere jüngere und auch einkommensstärkere Gesellschaftsgruppen präferieren eher die bargeldlosen Zahlungen", so Balz. 28 Prozent der Deutschen bevorzugten Bargeld beim Bezahlen ihrer Einkäufe. "Das sind ähnlich viele wie im Jahr 2021," so Balz. 28 Prozent hatten keine Präferenzen. Die Beliebtheit des Zahlens mit dem Handy nimmt weiter zu. Von den Befragten, die das bargeldlose Zahlen bevorzugten oder keine Präferenzen zeigten, zahlten 2023 14 Prozent am liebsten mit dem Handy. Damit verdoppelte sich ihr Anteil im Vergleich zu 2021.

Aus Sicht von Balz wird mit der Einführung eines digitalen Euros in den nächsten Jahren die Bargeldnutzung voraussichtlich weiter sinken. Wenn ein digitaler Zwilling zum Bargeld zur Verfügung gestellt werde, würden die Menschen damit auch bezahlen. "Das wird sicherlich auch auf Bargeld-Nutzungsquoten dann Einfluss haben", sagte Balz. Die Bundesbank rechnet frühestens 2028/2029 mit der Einführung einer digitalen Version der Gemeinschaftswährung im Euroraum. Balz ist Mitglied der Task Force der Europäischen Zentralbank zum digitalen Euro.

Seit 2008 untersucht die Bundesbank regelmäßig das Zahlungsverhalten in Deutschland. An der jüngsten Studie zum Zahlungsverhalten, der inzwischen siebten, nahmen 5700 Menschen teil, die das Marktforschungsinstitut Forsa im Zeitraum September bis Ende November 2023 befragte.

(Bericht von Frank Siebelt, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.