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01.07.2024 /17:02:39
UniCredit wehrt sich gegen EZB-Forderung zum Russland-Rückzug

Mailand/Wien, 01. Jul (Reuters) - Die italienische Großbank UniCredit setzt sich gegen die Forderung der Europäischen Zentralbank (EZB) zur Wehr, ihr Geschäft in Russland zu reduzieren. Die UniCredit, die nach der österreichischen Raiffeisen Bank International (RBI) zweitgrößte westliche Bank in Russland, wolle vor Gericht klären lassen, ob die EZB die Aufgabe des Russland-Geschäfts verlangen dürfe, teilte das Institut am Montag mit. Die UniCredit hat laut eigenen Angaben Bedenken hinsichtlich der Bedingungen, unter denen der Geschäftsrückzug erfolgen muss. Diese würden über den derzeitigen Rechtsrahmen hinausgehen, erklärte das Institut. Der Verwaltungsrat der Bank habe daher einen Antrag an das Gericht der Europäischen Union gestellt, um Klarheit über die Verpflichtungen zu bekommen.

Die wenigen europäischen Banken, die mehr als zwei Jahre nach Kriegsausbruch in der Ukraine noch in Russland tätig sind, gerieten zuletzt immer stärker unter Druck der Aufsichtsbehörden in der EU und von US-Behörden. Erst vor wenigen Wochen hatte die EZB die in Russland aktiven Geldhäusern per Bescheid zu einem Ausstieg aus dem russischen Markt aufgefordert, um Risiken zu reduzieren. Neben der UniCredit hatte auch die RBI und andere Banken ein solches Schreiben erhalten. Die RBI wolle gegen den Bescheid der Aufsichtsbehörde nicht gerichtlich vorgehen, bekräftigte ein Banksprecher auf Anfrage der Nachrichtenagentur Reuters.

Weiters teilte die UniCredit mit, dass sie seit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine Strategien zum Abbau ihres Geschäfts in Russland beschlossen habe. Das grenzüberschreitende Geschäft sei bereits um 91 Prozent und das inländische Geschäft um 65 Prozent reduziert worden, so die Bank. Dies würde zeigen, dass die UniCredit grundsätzlich mit der EZB übereinstimmt, was die Bedeutung des Rückzuges aus dem Land anbelangt.

Die EZB sei über den Antrag der UniCredit informiert worden, dessen Bearbeitung mehrere Monate in Anspruch nehmen kann. Bis dahin habe die Bank eine vorläufige Aussetzung der Entscheidung zum Russland-Geschäft beantragt. Bis es hier Klarheit gibt will die Bank allerdings ihrer Verpflichtung nachkommen, ihre Präsenz in Russland deutlich zu reduzieren.

(Bericht von Valentina Za, Mitarbeit von Alexandra Schwarz-Goerlich. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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