Berlin, 13. Mai (Reuters) - Die US-Inflation ist im April und damit dem Monat der Zollankündigungen von Präsident Donald Trump überraschend abgeflaut. Die Teuerungsrate sank zum Vorjahr 2,3 Prozent, nach 2,4 Prozent im März. Dies teilte das Arbeitsministerium in Washington am Dienstag mit. Ökonomen sagten in ersten Reaktionen:
DIRK CHLENCH, LBBW: |
"Von dem angesichts der vielfältigen Zollerhöhungen |
befürchteten Emporschnellen der Güterpreise ist bislang nichts |
zu sehen. So stagnierten etwa die Neuwagenpreise, und die Preise |
für Gebrauchtwagen sanken um 0,5 Prozent im Monatsvergleich. Es |
kommen uns nur zwei Erklärungen in den Sinn. Entweder die |
Unternehmen haben ihre Lager mit Altbeständen leer geräumt oder |
erhebliche Margeneinbußen hingenommen." |
THOMAS GITZEL, CHEFVOLKSWIRT VP BANK: |
"Die Frage lautet, ob erste preistreibende Zolleffekte |
sichtbar sind. Letzteres ist aber nicht der Fall. Warenpreise, |
dazu gehören unter anderem etwa elektronische Artikel oder auch |
Möbel, legen im April gegenüber dem Vormonat um unauffällige 0,1 |
Prozent zu: |
Die Fed dürfte sich in ihrer abwartenden Haltung |
bestätigt fühlen. Die Zölle könnten in den kommenden Monaten den |
Preisdruck deutlicher erhöhen. Vorerst werden deshalb die |
Leitzinsen auf konstantem Niveau bleiben. Sollte sich die |
US-Wirtschaft in den kommenden Monaten abkühlen und sollten |
damit die Teuerungsraten einen dämpfenden Einfluss bekommen, |
eröffnet sich den US-Währungshütern in den Herbstmonaten |
weiterer Zinssenkungsspielraum." |
"Grundsätzlich erlauben diese Zahlen der Fed in der Summe wohl vorsichtige Zinssenkungen im Laufe des zweiten Halbjahres."
"Die Fed hat die Inflation auch weiterhin nicht im Griff. Zwar scheint die Gesamtinflation in die richtige Richtung zu weisen, aber dieser Rückgang ist ausschließlich auf den stärkeren Rückgang der Energiepreise zurückzuführen. Dienstleistungen stiegen hingegen mit der gleichen hohen Rate wie im Vorjahr. Die langlebigen Güter sind im Preis im Vorjahresvergleich zwar gefallen, aber es sind gerade diese Güter, die in den nächsten Monaten zunehmend die höheren Zölle in Preisanhebungen übersetzen werden.
Fed-Präsident Jerome Powell tut angesichts der gleich bleibend hohen Kerninflationsrate (ohne Energie und Lebensmittel) gut daran, auf Zinssenkungen zu verzichten. Auch bei der kommenden Notenbanksitzung dürfte der Notenbankchef den 'Rat' von Donald Trump ignorieren und an dem relativ hohen Zinsniveau festhalten."
"Die Inflationsrate hält sich auf dem niedrigeren Niveau. Weiteres Abwärtspotenzial besteht aber kaum noch. Vielmehr dürfte die Inflationsrate wegen der Zölle in den kommenden Monaten steigen. Im Spagat zwischen Konjunkturabschwächung in Inflationsrisiken dürfte die Fed weiter stillhalten. Zinssenkungen sind im Zuge einer anhaltenden Konjunkturschwäche erst ein Thema für September."
"Im Hinblick auf die Zinssenkungserwartungen dürften die Zahlen wenig Einfluss haben. Aus Sicht der Fed besteht noch immer kein Grund zur Eile."
(Bericht von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)