(Aktualisierte Wiederholung vom 17. Dezember)
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Verdoppelung der Börsengänge in Deutschland erwartet
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Wegen Trump-Zöllen wohl mehr deutsche Investitionen in USA
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"Handelsblatt"-Umfrage: 20 Prozent mehr Übernahmen und Fusionen
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Firmen brauchen Geld für Digitalisierung und Energiewende |
Frankfurt, 02. Jan (Reuters) - Bei ihren Ausblicken zu |
möglichen Börsengängen und Übernahmen 2025 versprüht die |
Investment-Branche ihren üblichen Optimismus. Er rechne mit acht |
bis zehn Neulingen im deutschen Auswahlsegment "Prime Standard", |
prognostiziert Jens Hecht, Partner bei der Beratungsfirma |
Kirchhoff. Das wäre eine Verdoppelung im Vergleich zum |
vergangenen Jahr. "Unter den potenziellen Kandidaten finden sich |
das Energie-Startup 1Komma5 und das Berliner Fintech Raisin." |
Die Experten der Wirtschaftskanzlei Cleary Gottlieb Steen & Hamilton zählen noch Stada, Thyssenkrupp <TKAG.DE> Marine Systems sowie den Rüstungskonzern KNDS dazu. Außerdem scheine ein Börsengang im Moment die wahrscheinlichere Variante für den geplanten Ausstieg des Bundes beim Gashändler Uniper <UN0k.DE> zu sein. Ein Debüt des deutschen Stromnetz-Geschäftes des niederländischen Betreibers Tennet <IPO-TTH.AS> hielten sie ebenfalls für möglich.
Ihren Optimismus begründen Investmentbanker und Berater unter anderem mit dem positiven Börsenumfeld. So schaffte der deutsche Leitindex Dax <.GDAXI> unlängst erstmals den Sprung über die Marke von 20.000 Punkten. Außerdem hoffen die Experten auf eine Entlastung von Firmen und Verbrauchern durch die künftige Bundesregierung.
Lukrative Aktienverkäufe im Rahmen von Börsengängen würden Finanzinvestoren und Wagniskapitalgebern frisches Geld in die Kassen spülen, das diese dann in etablierte Unternehmen oder Start-ups stecken können. Hieran hatte es in den vergangenen Monaten gehapert. Für aufstrebende Technologie-Firmen sind frische Kapitalspritzen besonders wichtig, damit Deutschland in zukunftsträchtigen Feldern wie Künstlicher Intelligenz (KI) oder Quanten-Computern ein Wörtchen mitreden kann.
Die Experten der Kanzlei Cleary Gottlieb prognostizieren darüber hinaus wegen der vom künftigen US-Präsidenten Donald Trump geplanten Deregulierung und der drohenden Einfuhrzölle mit mehr Übernahmen deutscher Firmen in den USA. Das gelte vor allem für börsennotierte Gesellschaften, die ihre Marktkapitalisierung durch US-Wachstum steigern könnten.
Für ausländische Investoren gebe es im Gegenzug aber auch Optionen in Deutschland, betonen sie. "Insbesondere Unternehmen der produzierenden Sektoren, allen voran in der Automobilindustrie, dem Chemiesektor sowie dem Maschinenbau, müssen sich neu ausrichten, um Digitalisierungstrends und Energiewende in den Griff zu bekommen." Sonst würden sie schnell selbst zu Übernahmekandidaten. Weiteren Rückenwind für solche Transaktionen böten die wieder sinkenden Zinsen und die wachsende Bereitschaft der Banken, wieder mehr Kredite für Übernahmen bereitzustellen.
Nach einer Umfrage des "Handelsblatt" unter Branchenexperten könnte die Zahl der Übernahmen und Fusionen im Jahr 2025 um mindestens 20 Prozent zunehmen. Rund 40 Deals im Wert von mehr als einer Milliarde Euro erwarteten die Befragten. Sowohl Unternehmen als auch Finanzinvestoren bereiteten Transaktionen vor. Ein Grund sei das Finanzierungsumfeld, das sich durch die Zinssenkungen der EZB verbessert habe und weiter verbessern dürfte. Hinzu komme die durch Digitalisierung und hohe Energiekosten nötige Transformation vieler Branchen.
Allerdings begünstigt die niedrige Vergleichsbasis die optimistischen Prognosen: Im vergangenen Jahr habe das Platzierungsvolumen der vier Börsengänge im Prime Standard bei insgesamt 1,5 Milliarden Euro gelegen, rechnet die Beratungsfirma Kirchhoff vor. Dies sei der zweitniedrigste Wert der vergangenen zehn Jahre. Etwa die Hälfte dieser Summe entfiel auf das Debüt der Parfümerie-Kette Douglas <DOU1.DE>.
"Auch bei den Kapitalerhöhungen war das Jahr 2024 von Zurückhaltung geprägt", betont die Unternehmensberatung PwC in ihrer Studie "Emissionsmarkt Deutschland". Das Volumen sei im Vergleich zum schon geringen Vorjahreswert um 80 Prozent auf 569 Millionen Euro eingebrochen.
Ein ähnliches Resümee zieht die Kanzlei Cleary Gottlieb für das Geschäft mit Übernahmen und Fusionen. Allerdings stünden hier einer relativ geringen Anzahl von Transaktionen einige Milliarden-Deals gegenüber, etwa die Übernahmen der Biotechfirma Morphosys oder des Chemie-Konzerns Covestro <1COVG.DE>.
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(Redigiert von Thomas Seythal und Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).
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