Ankara/Bagdad, 01. Jul (Reuters) - Im jahrzehntelangen Konflikt zwischen der Türkei und der verbotenen kurdischen Arbeiterpartei PKK steht die Entwaffnung der Miliz offenbar unmittelbar bevor. Die PKK könnte binnen Tagen mit der Übergabe ihrer Waffen beginnen, sagte ein Sprecher der türkischen Regierungspartei AKP am Dienstag. "Wir haben jetzt ein Stadium erreicht, in dem es sich um Tage handeln könnte." Die kommenden Tage seien "extrem wichtig für eine von Terrorismus befreite Türkei", fügte er hinzu. Die PKK, die seit mehr als vier Jahrzehnten einen blutigen Konflikt mit dem türkischen Staat führt, hatte im Mai beschlossen, sich aufzulösen und den bewaffneten Kampf zu beenden.
Zwei PKK-Vertreter im Nordirak bestätigten der Nachrichtenagentur Reuters, dass eine kleine Gruppe von Kämpfern in den kommenden Tagen ihre Waffen in der irakisch-kurdischen Stadt Sulaimaniyya (auch: Slemani) übergeben solle. Die Vorbereitungen liefen in Abstimmung mit den kurdischen Sicherheitsbehörden vor Ort. Einem kurdischen Sicherheitsvertreter zufolge soll die Übergabe von Beamten der irakischen Zentralregierung in Bagdad überwacht werden. Dies solle den Weg für weitere Schritte der türkischen Regierung ebnen, sagte die zweite Person. Der türkische Geheimdienstchef Ibrahim Kalin besuchte unterdessen am Dienstag die nordirakische Stadt Erbil, um über die Lage zu beraten.
Seit Beginn des Aufstands der PKK im Jahr 1984 sind in diesem Konflikt mehr als 40.000 Menschen getötet worden. Sie wird sowohl von der Türkei als auch von ihren westlichen Verbündeten als terroristische Vereinigung eingestuft. Die verbotene PKK hatte im März nach dem Friedensaufruf von Öcalan eine sofortige Waffenruhe mit der Türkei erklärt. Zuvor hatte der inhaftierte 76-Jährige seine Anhänger dazu aufgerufen, die PKK aufzulösen.
Ziel der PKK war ein eigenständiges Kurden-Gebiet. 2015 scheiterten Friedensgespräche. Früher konzentrierte sich der Kampf für kurdische Autonomie hauptsächlich auf den überwiegend kurdischen Südosten der Türkei. Zuletzt lag der Schwerpunkt im Norden des Irak, wo die PKK ihren Sitz hat. Auch in Syrien mit seiner kurdischen Bevölkerungsgruppe hat die PKK Einfluss. Das türkische Militär geht immer wieder gegen kurdische Milizen in den beiden Nachbarländern vor.
(Bericht von Ece Toksabay und Ahmed Rasheed, geschrieben von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)