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27.12.2024 /07:30:00
STICHWORT-Was 2025 für Aktien-, Bond- und Devisen-Anleger bereithält

(Wiederholung vom Dienstag)
Frankfurt (Reuters) - Die Zinswende der großen
Notenbanken in diesem Jahr hat den Dax in ungeahnte Höhen
getrieben. Mehr als 3700 Punkte gewann der deutsche Leitindex
seit Januar zeitweise dazu, das entspricht einem Plus von gut 22
Prozent. Anfang Dezember übersprang der deutsche Leitindex dabei
die 20.000-Punkte-Marke. 2025 könnte dem Dax Gegenwind drohen,
da mit der Rückkehr von Donald Trump ins Weiße Haus viele
Unsicherheiten verbunden sind. Trump hatte im Wahlkampf unter
anderem angekündigt, Einfuhrzölle drastisch zu erhöhen und
Steuern für US-Unternehmen zu senken.
AKTIEN

Nach Einschätzung von Experten haben sich die Aussichten für Europas Unternehmen mit der erneuten Wahl von Trump eingetrübt. Ihre Wettbewerbsposition dürfte nicht nur unter höheren US-Zöllen leiden, sagt LBBW-Stratege Berndt Fernow. "Sie drohen auch, im sich verschärfenden Handelskonflikt zwischen den USA und China zwischen die Fronten zu geraten." Die dadurch ausgelöste Unsicherheit dürfte an den europäischen Märkten für ein schwieriges erstes Halbjahr sorgen. Die LBBW sieht den Dax Mitte 2025 etwa bei 19.000, Ende des Jahres bei 20.000 Punkten. Die Helaba und die Deutsche Bank sind mit 20.500 Punkten im Dezember 2025 nur geringfügig optimistischer. Anders ist die Situation dagegen an der Wall Street, da die US-Konzerne von möglichen Steuersenkungen und der Zollpolitik Trumps profitieren sollten. "Bei einer ,America First'-Politik fällt es schwer, US-Aktien auszulassen", meint Werner Krämer, Volkswirt bei Lazard Asset Management. Entsprechend sei der Ausblick für US-Aktien weiterhin sehr positiv, insbesondere für Small und Mid Caps. Der Dow-Jones-Index gewann in diesem Jahr 13,5 Prozent, der S&P 500 <.SPX> rund 25 Prozent und der Nasdaq-Composite <.IXIC> mehr als 30 Prozent.

DOLLAR & EURO

Analysten gehen davon aus, dass Trumps Pläne zur Zoll- und Einwanderungspolitik die Inflation in die Höhe treiben. Die US-Notenbank Fed hätte damit 2025 weniger Spielraum, die Zinsen weiter in großem Stil zu senken und der Dollar dürfte aufwerten. Fed-Chef Jerome Powell signalisierte zuletzt bereits einen vorsichtigeren Lockerungskurs. LBBW-Analyst Dirk Chlench erwartet für Mitte 2025 die Parität von Euro <EUR=> und US-Dollar. Zuletzt war die Gemeinschaftswährung vor rund zwei Jahren unter die psychologisch wichtige Ein-Dollar-Marke gerutscht. Anders als die Fed dürfte die Europäische Zentralbank sehr wohl noch weiter deutlich an der Zinsschraube drehen und den Euro damit schwächen. Auf Jahressicht hat er bereits fast sechs Prozent Wert verloren, aktuell pendelt er um 1,04 Dollar. Der Dollar-Index <.DXY> legte seit Januar rund sechs Prozent zu.

ANLEIHEN

Die erwarteten Zinssenkungen der großen Notenbanken dürften die Anleihenmärkte stützen, sagen die Experten von Allianz Global Investors. Zu möglichen Verwerfungen könnte es kommen, wenn die Inflation wieder aufflamme und Zinssenkungen erst später erfolgten. Anleger fürchten, dass die angekündigten Strafzölle die US-Teuerung 2025 wieder nach oben treiben könnte. Laut Hauke Siemßen von der Commerzbank dürften sich die zehnjährigen Bundrenditen <DE10YT=RR> 2025 in einer Spanne zwischen zwei und 2,5 Prozent bewegen ? zuerst eher am unteren Ende der Spanne, danach höher. Denn: Steigen die Anleihenkurse, sinken die Renditen - und umgekehrt. Aktuell liegt die Verzinsung zehnjähriger Bundespapiere bei rund 2,2 Prozent.

GOLD

Sollten die Zinssenkungen durch die Fed 2025 ins Stocken geraten und der US-Dollar weiter aufwerten, dürfte Gold <XAU=> das Nachsehen haben. "Dieser Cocktail wird dem Markt nicht schmecken", konstatieren die Analysten der LBBW. Sie rechnen bis Ende 2025 damit, dass der Goldpreis auf 2400 Dollar je Feinunze zurückfällt. In den vergangenen Monaten ist er von Rekord zu Rekord geeilt - zeitweise bis auf 2790,15 Dollar. Das Plus summiert sich seit Januar auf fast 30 Prozent. Geopolitische Risiken wie der Nahost-Konflikt oder der russische Angriffskrieg auf die Ukraine wie auch die Zinswende der großen Notenbanken ließen Investoren in Scharen bei Gold zugreifen.

ÖL

Der Ausblick für die Ölpreise ist bei vielen Fachleuten eher verhalten. Zweifel an einem nachhaltigen Konjunkturschub in China, eine erwartete Ausweitung der Ölförderung in den USA und der kräftige Anstieg des US-Dollars ? der Öl außerhalb des US-Währungsraums verteuert ? könnten auch zum Jahresbeginn 2025 für Gegenwind bei den Ölnotierungen sorgen, prognostiziert Ulrich Stephan von der Deutschen Bank. Naomi Fink von Nikko Asset Management konstatiert ebenfalls: "Auch wenn die Nachfrage ihren Höhepunkt erreicht zu haben scheint, steigt das Angebot weiter an." Sie geht davon aus, dass die Brent-Rohöl-Futures 2025 unter 70 US-Dollar pro Barrel fallen werden. In diesem Jahr hat sich das Nordseeöl Brent um mehr als fünf Prozent auf aktuell 72,36 Dollar je Fass verbilligt. Das US-Öl WTI <CLc1> kostet mit 68,86 Dollar rund vier Prozent weniger. Einzelne Preisausbrüche gab es in den vergangenen Monaten dennoch: Im Frühjahr kostete Brent wegen der Furcht einer Eskalation des Nahost-Konflikts und damit verbundener Versorgungsängste zeitweise über 90 Dollar.

BITCOIN

Nachdem Bitcoin <BTC=> Anfang Dezember erstmals über die Marke von 100.000 Dollar gesprungen ist, sind die Aussichten der größten Kryptowährung der Welt ungewiss. Ein Cocktail der Unsicherheit, bestehend aus Inflations- und Zinssorgen, belaste die Cyberdevise, sagte Experte Timo Emden. "Bitcoin und Co befinden sich im Klammergriff geldpolitischer Unwägbarkeiten." Zugleich setzten Anleger weiter darauf, dass Trump strategische Bitcoin-Reserven einführt. Die Aussicht einer kryptofreundlichen Politik unter Trump sorgt seit Monaten für Rückenwind und hat die digitale Währung in diesem Jahr um bislang mehr als 110 Prozent nach oben getrieben. Allerdings ging es nicht immer nur aufwärts: Kostete Bitcoin Mitte Dezember noch mehr als 106.000 Dollar, waren es am Heiligabend knapp 10.000 Dollar weniger.

(Bericht von Daniela Pegna, Mitarbeit von Stefanie Geiger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).) ((daniela.pegna@thomsonreuters.com; Reuters Messaging:

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