(Weitgehend neu) |
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Gut 70-minütiges Gespräch in Harmonie |
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Musk: "Nur die AfD kann Deutschland retten" |
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Weidel nennt Hitler einen Kommunisten |
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AfD-Chefin: Werden von Medien als rechtsextrem geframed |
- von Alexander Ratz |
Berlin, 09. Jan (Reuters) - Der US-Milliardär und |
Präsidentenberater Elon Musk untermauert seine Wahlempfehlung |
für die AfD. "Die Menschen wollen Veränderung", sagte Musk im |
Gespräch mit der AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel auf der |
Plattform X am Donnerstagabend. "Und deshalb empfehle ich, die |
AfD zu wählen", sagte der Berater des designierten |
US-Präsidenten Donald Trump. "Nur die AfD kann Deutschland |
retten, Ende der Geschichte." An den Positionen der AfD sei |
nichts Empörendes, sie seien schlicht "gesunder |
Menschenverstand". |
In dem gut 70-minütigen Gespräch zwischen Weidel und Musk taten sich keine Streitpunkte auf, obwohl es etwa beim Thema Elektromobilität durchaus unterschiedliche Ansichten der beiden gibt. So stimmten beide etwa darin überein, dass es angesichts des Stopps russischer Erdgas-Lieferungen nach Deutschland eine Fehlentscheidung der Bundesregierung gewesen sei, aus der Kernenergie auszusteigen. Im Gegenteil müsse Deutschland Atomkraftwerke wieder nutzen und diese Form der Energiegewinnung hochfahren, sagte Musk. Weidel stimmte dem zu: "Absolut", sagte sie in dem auf Englisch geführten Austausch.
Weidel erteilte Musk in der Unterhaltung zudem eine Art Unterricht in deutscher Geschichte. Dabei grenzte sie sich und ihre Partei entschieden von Adolf Hitler und dem Nationalsozialismus ab. "Er war ein kommunistischer sozialistischer Typ", sagte Weidel über Hitler. "Wir sind das exakte Gegenstück, wir sind eine libertäre, konservative Partei." Die AfD werde lediglich von den Medien und links-grünen Kreisen als rechtsextrem geframed.
In diesem Zusammenhang betonte Weidel, die AfD sei die einzige Partei, die jüdisches Leben in Deutschland schütze. "Die AfD ist die einzige Beschützerin jüdischer Menschen in Deutschland." Alle anderen Parteien hätten die Grenzen für Menschen geöffnet, die potenziell antisemitisch seien und Straftaten gegen Jüdinnen und Juden begingen. Dabei betonte Weidel auch, das Existenzrecht Israels müsse bedingungslos geschützt werden.
Zu den Aussichten auf einen Frieden in der Ukraine wollte sich Musk nicht konkret äußern. "Das ist Sache von Präsident Trump, er ist der oberste Befehlshaber", sagte Musk. Er glaube aber, dass es einen Weg zu einer Lösung geben werde. "Ich bin zuversichtlich, dass das gemacht werden kann." Trump hat mehrfach angekündigt, den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine schnell beenden zu wollen. Dabei sind allerdings Befürchtungen aufgekommen, die USA könnten unter Trump ihre Unterstützung für die Ukraine zurückfahren.
Mit Blick auf seine Investitionen in Deutschland klagte der Chef des Autobauers Tesla <TSLA.O> über die Bürokratie. Für das Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin hätten die Dokumente für das Genehmigungsverfahren 25.000 Seiten umfasst, sagte Musk. Und dazu habe es sehr viele Kopien gegeben. "Das war ein Lastwagen voller Papier." Und dann habe noch jede einzelne Seite abgestempelt werden müssen. Weidel stimmte der Kritik an der Bürokratie in Deutschland lachend zu.
Musk ist zudem Gründer des US-Raumfahrtunternehmens SpaceX und äußerte sich in dem Gespräch mit Weidel zuversichtlich, dass das erste unbemannte Raumschiff in etwa zwei Jahren zum Mars geschickt werden könne. In etwa vier Jahren sei man dann vielleicht in der Lage, die ersten Menschen zum roten Planeten zu bringen. Um das Leben auf dem Mars autark gestalten zu können, müssten seiner Darstellung nach etwa eine Million Tonnen Fracht zu dem Planeten verschifft werden, sagte Musk zudem.
Die Bundestagsverwaltung in Berlin hatte bereits vor dem Gespräch von Musk mit Weidel mitgeteilt, sie werde prüfen, ob es sich dabei um eine Beeinflussung des Wahlkampfs und um eine illegale Parteispende handele. Den Vorwurf möglicher verdeckter Wahlkampfspenden erhob auch die Organisation Lobbycontrol. Das Interview werde auf X voraussichtlich deutlich stärker verbreitet als Beiträge anderer Nutzer. "Insofern kann man hier durchaus von politischer Werbung sprechen, denn die Plattform X verkauft eine solche Reichweite normalerweise für sehr viel Geld." Weidels Sprecher wies dies zurück. Die Veranstaltung sei ein legitimes "unabgesprochenes und offenes Gespräch".
(Redigiert von Scot W. Stevenson Zusammengestellt vom Reuters-Büro Berlin)