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01.07.2025 /16:49:52
Powell trotzt Trumps Forderung nach Zinssenkung: "Wir nehmen uns etwas Zeit"

Sintra, 01. Jul (Reuters) - US-Notenbankchef Jerome Powell bleibt seiner vorsichtigen geldpolitischen Linie treu und hält zugleich die Hoffnung auf Zinssenkungen wach. Der oberste US-Währungshüter sagte am Dienstag auf dem Zentralbankforum der EZB im portugiesischen Sintra, er könne nicht sagen, ob es zu früh sei, eine Zinssenkung im Juli zu erwägen. Die Entscheidung werde von den wirtschaftlichen Daten abhängen. Allerdings gelte es grundsätzlich, abzuwarten und mehr Erkenntnisse über die Folgen der US-Zollpolitik auf die Inflation zu sammeln. "Wir nehmen uns einfach etwas Zeit", fügte er hinzu.

Gleichzeitig wies Powell darauf hin, dass die Mehrheit der US-Währungshüter in ihren jüngsten Prognosen davon ausgeht, den Leitzins im weiteren Jahresverlauf zu senken. Die Notenbanker hatten in ihrem jüngsten Zinsausblick zwei Schritte nach unten für 2025 avisiert. Die Federal Reserve hat den Leitzins dieses Jahr noch nicht angetastet. Er liegt weiter in der Spanne von 4,25 bis 4,50 Prozent - sehr zum Ärger von US-Präsident Donald Trump.

Angesprochen auf die Kritik aus dem Weißen Haus an seiner Zinspolitik sagte Powell: "Ich bin sehr darauf fokussiert, meine Arbeit zu erledigen." Es gehe darum, die zur Verfügung stehenden Instrumente zu nutzen, um für Preisstabilität zu sorgen und Vollbeschäftigung zu fördern. Dies sei schließlich das Mandat, das der Kongress der Fed erteilt habe: "Darauf fokussieren wir uns, zu 100 Prozent", sagte Powell unter dem Applaus der Anwesenden auf dem Notenbank-Forum in Sintra.

US-Präsident Trump drängt Powell immer wieder zu Zinssenkungen. Er hat dies sogar schriftlich getan, wie die Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, zu Wochenbeginn vor Reportern mitteilte. Sie zeigte bei einem Briefing eine Kopie von Trumps handschriftlichen Notizen an Powell auf einem Blatt Papier, auf dem die Leitzinssätze von mehr als zwei Dutzend Ländern verzeichnet waren. Trump sei der Ansicht, die Zinsen sollten auf etwa ein Prozent gesenkt werden, sagte Leavitt.

(Bericht von Howard Schneider, Reinhard Becker, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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