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Dax beschleunigt Talfahrt |
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Steuergesetz belastet Wall Street |
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US-Handelsstreit verunsichert Anleger |
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Energieversorger gefragt |
(Neu: Schlusskurse, Wall Street) |
Frankfurt, 01. Jul (Reuters) - Nach dem verhaltenen |
Wochenauftakt haben die europäischen Aktienmärkte weiter |
nachgegeben. Der deutsche Leitindex Dax <.GDAXI> rutschte am |
Dienstag um ein Prozent auf 23.673 Punkte; der |
EuroStoxx50 <.STOXX50E> büßte 0,4 Prozent auf 5282 Zähler ein. |
Auch an der Wall Street traten Anleger auf die Bremse und |
beendeten den jüngsten Rekordlauf. Auf die Stimmung drückte das |
weitreichende Steuersenkungs- und Ausgabengesetz von |
US-Präsident Donald Trump, das am Abend im US-Senat nach einer |
Reihe von Änderungsanträgen angenommen wurde. Nun muss es wegen |
der vorherigen Änderungen noch einmal zurück ins |
Repräsentantenhaus. |
Trump möchte, dass das Gesetz noch vor dem Unabhängigkeitstag am 4. Juli verabschiedet wird. "Der Handel steht diese Woche im Mittelpunkt, aber daneben geht es natürlich auch um das Schicksal der 'One Big Beautiful Bill'", sagte Ray Attrill, Devisenstratege bei der National Australia Bank. Kritiker in Trumps Partei fürchten vor allem um die Staatsfinanzen. Unabhängige Haushaltsexperten schätzen, dass der Schuldenberg der USA durch das Vorhaben innerhalb von zehn Jahren um zusätzliche 3,3 Billionen Dollar anwachsen dürfte.
"Die Stimmung im Dax hat sich heute spürbar eingetrübt, auch weil die großen Indizes an der Wall Street nach ihrer Rekordjagd jetzt eine Kehrtwende vollziehen", konstatierte Jochen Stanzl, Analyst vom Broker CMC Markets. "Es drängt sich der Eindruck auf, dass die Europäische Union Zölle auf Waren in die USA akzeptieren muss, was vielleicht schon der beste Fall sein könnte." Der wieder präsente Handelskonflikt überschatte auch die Tatsache, dass Fed-Chef Jerome Powell im portugiesischen Sintra einer baldigen Zinssenkung keine generelle Absage erteilt habe. "Parallel zu seiner Rede erschienen allerdings bessere Einkaufsmanagerindizes, die die Aussicht auf zwei Zinssenkungen in den USA noch in diesem Jahr wieder eintrüben."
Mit Spannung warteten Investoren auf eine Annäherung bei den Handelsgesprächen zwischen der EU und den USA. Die Europäische Union ist einem Medienbericht zufolge offen für ein Abkommen, das einen allgemeinen Zoll von zehn Prozent auf viele ihrer Exporte vorsehen würde. Die EU gehe damit einen großen Schritt auf US-Präsident Donald Trump zu, kommentierte Thomas Altmann, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter QC Partners. Allerdings strebt die Union Zusagen der USA an, die Zölle in einigen Schlüsselsektoren wie Arzneimitteln, Alkohol, Halbleitern und Verkehrsflugzeugen zu senken, berichtete Bloomberg News.
"Die Bereitschaft, den Basiszoll von zehn Prozent dauerhaft zu akzeptieren, zeigt, wie sehr die EU einen Handelsdeal erreichen will." Damit würden die in der EU ansässigen Firmen ihre Planungssicherheit zurückgewinnen. Dagegen hat sich der Ton zwischen den USA und Japan im Handelsstreit verschärft. Die Regierung in Tokio betonte, dass sie den japanischen Agrarsektor nicht opfern werde, nachdem Trump sich beschwert hatte, dass Japan nicht genug amerikanischen Reis importiere.
Bei den Einzelwerten griffen Anleger etwa bei europäischen Energieversorgern zu; der entsprechende Branchenindex <.SX6P> zog zeitweise um 1,6 Prozent an und gehörte damit zu den stärksten Sektoren. Im Dax verteuerten sich RWE <RWEG.DE> und E.ON <EONGn.DE> in der Spitze um mehr als zwei Prozent. Dagegen gaben die Anteilsscheine von InPost <INPST.AS> mehr als sieben Prozent nach, nachdem ein von der Beteiligungsfirma Advent International kontrolliertes Unternehmen institutionellen Anlegern einen Anteil von etwa 3,5 Prozent an dem auf Paketstationen spezialisierten Logistikkonzern angeboten hatte.
Größter Dax-Verlierer waren die Titel von Siemens Energy <ENR1n.DE>. Nach dem Sprung um gut ein Prozent auf ein Rekordhoch von 99,10 Euro setzten Gewinnmitnahmen ein und die Titel gingen rund sechs Prozent schwächer aus dem Handel.
(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)