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01.07.2024 /18:25:51
FOKUS 2-Anleger in Europa nach Frankreich-Wahl erleichtert

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Frankreichs Banken im Rally-Modus

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Euro zieht an

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Unsicherheit bleibt vor Stichwahl

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US-Industrie beschleunigt Talfahrt
 
(Neu: Schlusskurse, Wall Street)
Frankfurt, 01. Jul (Reuters) - An den europäischen
Börsen hat die Furcht vor einem radikalen Politikwechsel in
Frankreich nach der ersten Wahlrunde abgenommen. "Der
Rassemblement National (RN) hat in Frankreich zwar die erste
Runde der Parlamentswahl klar gewonnen, aber die absolute
Mehrheit verfehlt", konstatierte Jochen Stanzl, Analyst beim
Broker CMC Markets. Der befürchtete Erdrutschsieg sei damit
ausgeblieben. Die Erleichterung über den Wahlausgang sorgte vor
allem an der Pariser Börse für Rückenwind.

Mit einem Plus von zeitweise knapp drei Prozent eilte der französische Leitindex CAC 40 <.FCHI> seinen europäischen Pendants davon. Der Dax <.GDAXI> zog am Montag in der Spitze um 1,2 Prozent an, bevor er einen Teil der Gewinne wieder abgab und mit einem Plus von 0,3 Prozent bei 18.291 Punkten aus dem Handel ging. Der EuroStoxx50 <.STOXX50E> legte 0,7 Prozent auf 4930 Zähler zu. Die Ankündigung von Neuwahlen durch Präsident Emmanuel Macron hatte französischen Vermögenswerten vergangenen Monat einen Schlag versetzt und an den Finanzmärkten für Wirbel gesorgt. Bedenken über die Haushaltsdisziplin Frankreichs unter einer neuen Regierung ließen den CAC 40-Index am Freitag auf den niedrigsten Schlussstand seit mehr als fünf Monaten fallen.

FRANZÖSISCHE BANKEN IM HÖHENFLUG

Zu den größten Gewinnern nach der ersten Wahlrunde gehörten französische Kreditinstitute. Die Titel der drei größten Banken des Landes, BNP Paribas <BNPP.PA>, Credit Agricole <CAGR.PA> und Societe Generale <SOGN.PA> kletterten in der Spitze um 5,8 bis 8,6 Prozent nach oben.

"Es herrscht eine gewisse Erleichterung darüber, dass die erste Runde der französischen Wahlen nicht so eindeutig zu Le Pens Gunsten ausfiel, wie die Umfragen vermuten ließen", sagte IG-Analyst Tony Sycamore. "Das weckt die Hoffnung, dass der Rassemblement National weder eine absolute Mehrheit erringen noch in der Lage sein wird, die Staatskasse zu öffnen, eine Annahme, die den französischen Anleihemarkt und den Euro nervös zurückblicken ließ."

Wie groß die Unsicherheit aber bleibt, zeigten französische Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit <FR10YT=RR>. Anfängliche Kursgewinne gaben die Papiere wieder ab und drehten ins Minus, was die Renditen auf 3,353 Prozent steigen ließ. Auch der Euro gab den Großteil des Anstiegs um bis zu 0,6 Prozent auf 1,0776 Dollar wieder ab. Ein Parlament ohne klare Mehrheit bleibe das wahrscheinlichste Ergebnis, sagte Holger Schmieding, Chefvolkswirt bei Berenberg mit Blick auf die entscheidende zweiten Runde der Wahlen am kommenden Sonntag.

Aus der ersten Runde der Parlamentswahl ist der rechte Rassemblement National (RN) laut dem offiziellen Endergebnis mit 33 Prozent der Stimmen als stärkste Kraft hervorgegangen. Auf Platz zwei landete das Linksbündnis mit 28 Prozent. Das Mitte-Lager von Präsident Macron, der selbst nicht zur Wahl stand, kam bei der Abstimmung am Sonntag auf 20 Prozent.

KONJUNKTURDATEN IM BLICK

Für Unsicherheit an den Märkten sorgten auch Konjunkturdaten. So gab die Produktionsaktivität in der Eurozone im vergangenen Monat einer Umfrage zufolge nach, da die Nachfrage trotz Preissenkungen der Fabriken viel schneller zurückging. Auch die US-Industrie hat ihre Talfahrt im Juni überraschend beschleunigt. Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftszweig sank auf 48,5 Punkte von 48,7 Zählern im Mai, wie aus der am Montag veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorging. Die Wachstumsschwelle liegt bei 50 Zählern.

An der Wall Street gingen die Kurse in einem engen Band zunächst auf Berg- und Talfahrt, bevor sie sich leicht fester stabilisierten. Börsianer erwarteten, dass eine Reihe von Daten auf einen schwächeren Arbeitsmarkt hindeuten und so die Spekulationen auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank Fed bekräftigen könnten. Von Reuters befragte Ökonomen rechneten damit, dass sich der Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft im Juni verlangsamt hat. Am Freitag hatte bereits die sich abschwächende Inflation die Zinserwartungen bestätigt.

Auch in Deutschland ist die Inflation wieder auf dem Rückmarsch. Waren und Dienstleistungen verteuerten sich im Juni nur noch um 2,2 Prozent, nach 2,4 Prozent im Mai. Dies teilte das Statistische Bundesamt am Montag mit. Der Rückgang war damit trotz der Fußball-EM im eigenen Land stärker als von Experten erwartet, die auf 2,3 Prozent getippt hatten.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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