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01.07.2024 /19:55:45
FOKUS 3-Zinsaussichten schieben Wall Street weiter an

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Technologielastiger Nasdaq-Index mit größten Gewinnen

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S&P-Bankenindex auf Ein-Monats-Hoch

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US-Industrie auf Talfahrt

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Spirit AeroSystems und Boeing legen nach Deal zu
 
(Schwerpunkt US-Börsen)
Frankfurt/New York, 01. Jul (Reuters) - Spekulationen
auf sinkende Zinsen haben zum Wochenstart US-Anleger bei Aktien
zugreifen lassen. Börsianer erwarteten, dass eine Reihe von
anstehenden Daten auf einen schwächeren Arbeitsmarkt hindeuten
und so die Aussichten auf Zinssenkungen durch die US-Notenbank
Fed bekräftigen könnten. Der Dow-Jones-Index und der
breiter gefasste S&P 500 <.SPX> zogen jeweils um 0,2 Prozent auf
39.192 beziehungsweise 5473 Punkte an. Der technologielastige
Nasdaq-Index <.IXIC> kletterte um knapp ein Prozent auf 17.851
Zähler.

"Der Markt scheint die zweite Jahreshälfte mit mehr Rücken- als Gegenwind zu beginnen", sagte Art Hogan, Stratege bei B Riley Wealth. "Wir scheinen uns langsam einem Punkt zu nähern, an dem die Fed sich wohl genug fühlt, die Zinsen zu senken, und das wird wahrscheinlich im September passieren."

KONJUNKURDATEN IM FOKUS

Die US-Industrie hat ihre Talfahrt im Juni überraschend beschleunigt. Der Einkaufsmanagerindex für den Wirtschaftszweig sank auf 48,5 Punkte von 48,7 Zählern im Mai, wie aus der am Montag veröffentlichten Firmenumfrage des Institute for Supply Management (ISM) hervorging. Der Industriesektor kämpft mit Gegenwind durch die maue Weltwirtschaft und die Hochzinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve. Zugleich sanken die Preise auf ein Sechsmonatstief, was als ermutigendes Zeichen für den Kampf der Fed gegen die Inflation gewertet wurde.

Börsianer rechneten zudem mit Hinweisen auf einen schwächeren Arbeitsmarkt am Freitag. Von Reuters befragte Ökonomen erwarteten etwa, dass sich der Stellenaufbau außerhalb der Landwirtschaft im Juni verlangsamt hat. Vor Wochenschluss hatte bereits die sich abschwächende Inflation die Zinserwartungen der Anleger bestätigt.

US-BANKEN GEFRAGT - FRANZÖSISCHE GELDHÄUSER AUCH

Auf den Kaufzetteln der Anleger standen die großen US-Geldhäuser. Die Aktien von JP Morgan Chase <JPM.N> kletterten um 2,4 Prozent auf ein Allzeithoch. Der S&P 500-Bankenindex stieg um 1,3 Prozent auf den höchsten Stand seit über einem Monat. Zuvor hatten auch französische Banken kräftig zugelegt. Mit einem Plus von zeitweise knapp drei Prozent eilte der französische Leitindex CAC 40 <.FCHI> seinen europäischen Pendants davon. Nach der ersten Wahlrunde in Frankreich ebbte die Furcht vor einem radikalen Politikwechsel im Land ab.

Marine Le Pens Partei Rassemblement National (RN) ging in der ersten Runde zwar wie erwartet als Sieger hervor. Analysten wiesen jedoch darauf hin, dass ihre Partei weniger Stimmen erhielt als in einigen Umfragen zunächst vorhergesagt. "Der Markt beginnt zu verstehen, dass eine rechtsgerichtete Mehrheit weniger wahrscheinlich und weniger gefährlich ist", sagte Ben Gutteridge, Portfoliomanager bei Invesco. "Diese Entwicklung könnte für die Märkte weiterhin eine Quelle kurzfristiger Erleichterung sein." Allerdings bleibe die Unsicherheit bis zur entscheidenden zweiten Runde der Wahlen am kommenden Sonntag.

STAATSANLEIHEN UNTER DRUCK

An den Anleihemärkten gerieten Treasuries unter Druck. Im Gegenzug stiegen die Renditen von US-Staatsanleihen mit zehnjähriger Laufzeit auf 4,4732 Prozent. Der Dollar legte unterdessen zu, nachdem er zunächst gegenüber einem Währungskorb etwas nachgegeben hatte. Der Dollar-Index <=USD> zog um 0,2 Prozent auf 105,98 Punkte an. Zunächst hatte die Frankreich-Wahl den Euro unterstützt.

Bei den Unternehmen sorgte Boeing <BA.N> für Aufsehen. Der US-Flugzeugbauer kauft den angeschlagenen Zulieferer Spirit AeroSystems <SPR.N> zurück und will damit seine Qualitätsprobleme in den Griff bekommen. Aktien von Spirit gewannen 3,5 Prozent; die Titel von Boeing verteuerten sich um mehr als zwei Prozent. Boeing zahlt für das US-Unternehmen 8,3 Milliarden Dollar inklusive Schulden.

Zu den größten Impulsgebern für den Tech-Index Nasdaq gehörten einmal mehr Apple <AAPL.O>, Microsoft <MSFT.O> und Amazon <AMZN.O>, die sich zwischen 1,5 und drei Prozent verteuerten. Chip-Hersteller Nvidia <NVDA.O> notierte dagegen erneut etwas leichter. Halbleiteraktien wie Advanced Micro Devices <AMD.O>, Arm Holdings <ARM.O> und Micron Technology <MU.O> gaben ebenfalls um ein bis vier Prozent nach.

Der Einstieg des als "Roaring Kitty" bekannten Investors Keith Gill gab unterdessen den Aktien des US-Tiernahrungshändlers Chewy <CHWY.N> kurzfristig Auftrieb. Nach anfänglichen Kursgewinnen von rund zehn Prozent, rutschten die Titel aber rund fünf Prozent ab. Bei der US-Börsenaufsicht eingereichte Unterlagen zeigten, dass Gill einen Anteil von 6,6 Prozent an Chewy hält. Vergangene Woche hatte Roaring Kitty ein Hunde-Bild in den Sozialen Medien gepostet und bereits damit ein Kursfeuerwerk bei Chewy ausgelöst.

(Bericht von Stefanie Geiger, redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)



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