Washington, 09. Mai (Reuters) - Die USA prüfen Insidern zufolge einen Plan, um Grönland durch ein Assoziierungsabkommen in ihre Einflusssphäre zu bringen. Dazu könnte die Regierung von US-Präsident Donald Trump der Insel vorschlagen, einen sogenannten Compact of Free Association (Cofa) einzugehen, wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei US-Regierungsvertretern und einer mit den Überlegungen vertrauten Person erfuhr. Im Präsidialamt hätten Gespräche über die dazu notwendigen Schritte begonnen. Die USA haben bisher Cofa-Abkommen mit Mikronesien, den Marshallinseln und Palau geschlossen. Aus europäischen Kreisen verlautete, die US-Regierung sei mit der Idee bislang nicht an Dänemark herangetreten.
Einer der US-Insider sagte Reuters, ein Cofa "könnte ein eleganter Weg sein, einige unserer Bedenken hinsichtlich der Sicherheit Grönlands anzugehen". Die USA unterstützten die Insel dabei, ihre Wirtschaft zu diversifizieren und sich wirtschaftlich unabhängiger von Dänemark zu machen. Stellungnahmen des US-Präsidialamts, der dänischen Botschaft und Grönlands Vertretung in Washington lagen zunächst nicht vor. Auch ein Kommentar des US-Innenministeriums war nicht zu erhalten. Es verwaltet die bestehenden Cofa-Abkommen.
Die Details derartiger Verträge sind von Fall zu Fall unterschiedlich. Typischerweise stellen die USA grundlegende Dienstleistungen bereit ? von Postzustellung über Notfallmanagement bis hin zu militärischem Schutz. Im Gegenzug erhält das US-Militär größtenteils freie Hand und der Handel mit den USA erfolgt weitgehend zollfrei. Es kommt jedoch auch zu Problemen. Republikanische Kongressabgeordnete beanstanden schon mal Teile des Bundeshaushaltes, die für diese Abkommen vorgesehen sind, was zu Verärgerung in den Partnerländern führt.
Einem Assoziierungsabkommen der USA mit Grönland stünden einige Hindernisse im Weg. Vermutlich müsste sich Grönland formell von Dänemark trennen, da Cofas üblicherweise mit souveränen Staaten geschlossen werden. Zwar sind die Grönländer Umfragen zufolge an einer Unabhängigkeit interessiert. Die meisten wollen jedoch nicht Teil der USA werden. Ein Assoziierungsabkommen würde der US-Regierung erhebliche Befugnisse einräumen, was unter den 57.000 Einwohnern der Insel auf Skepsis stoßen könnte.
Den Insidern zufolge werden in Washington auch andere Pläne diskutiert. Trump hat eine gewaltsame Übernahme der zum Nato-Verbündeten Dänemark gehörenden Insel nicht ausgeschlossen. Seine Regierung argumentiert, Grönland sei für die USA von strategischer Bedeutung, auch wegen der Vorkommen an wichtigen Rohstoffen für Hightech- und militärische Anwendungen. Diese Ressourcen blieben gegenwärtig weitgehend ungenutzt aufgrund von Arbeitskräftemangel, fehlender Infrastruktur und anderer Probleme, heißt es weiter. Dänemark hat eine Übernahme von Grönland durch die USA abgelehnt. Die Zukunft der Insel müsse von seinen Bewohnern bestimmt werden, heißt es.
(Bericht von Gram Slattery, Valerie Volcovici und Steve Holland. Geschrieben von Scot W. Stevenson. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)