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01.10.2024 /10:11:56
FOKUS 1-Hafenarbeiter an US-Ost- und Golfküste streiken - Milliardenschäden drohen

(Neu: Details, Hintergrund)
New York, 01. Okt (Reuters) -

Nach dem Scheitern der Verhandlungen über höhere Löhne sind am Dienstag tausende Hafenarbeiter entlang der US-amerikanischen Ostküste in den Streik getreten. Damit werden alle Warenströme - von Lebensmitteln über Bekleidung bis zu Autotransporten - blockiert, was nach Ansicht von Analysten die Wirtschaft täglich Milliarden Dollar kosten könnte. Auch Arbeitsplätze stünden auf dem Spiel. Befürchtet werden zudem Lieferengpässe und höhere Preise für Verbraucher.

Auch außerhalb der USA könnte der Streik zu Belastungen
führen. Die Gewerkschaft "hält das ganze Land in der Hand",
sagte Steve Hughes, Chef von HCS International, das auf die
Beschaffung und Verschiffung von Autos spezialisiert ist. "Ich
habe wirklich Angst, dass es hässlich wird."
 
Die Gewerkschaft International Longshoremen's
Association (ILA), die 45.000 Hafenarbeiter vertritt, hatte mit
der Arbeitgebergruppe United States Maritime Alliance (USMX)
über einen neuen Sechsjahresvertrag verhandelt, der vor Ablauf
der Frist am 30. September um Mitternacht endete. "Aufgrund des
Ablaufs des Rahmenvertrags zwischen der United States Maritime
Alliance (USMX) und der ILA kommt es im Hafen von Virginia und
anderen Häfen entlang der Ost- und Golfküste der USA zu einem
Arbeitsstopp", teilte die Hafenbehörde von Virginia mit.
 
ILA - STREIKEN SO LANGE WIE NÖTIG
 
Der ILA-Vorsitzende Harold Daggett erklärte, Arbeitgeber
wie der Containerschiffbetreiber Maersk und sein
Unternehmen APM Terminals North America hätten keine
angemessenen Lohnerhöhungen angeboten oder den Forderungen nach
einem Stopp der Hafenautomatisierungsprojekte zugestimmt. "Wir
sind bereit, so lange wie nötig zu kämpfen und so lange wie
nötig zu streiken, um die Löhne und den Schutz vor
Automatisierung zu bekommen, die unsere ILA-Mitglieder
verdienen", betonte Daggett am Dienstag. "Die USMX ist jetzt für
diesen Streik verantwortlich. Sie muss jetzt unsere Forderungen
erfüllen, damit dieser Streik beendet wird." Die USMX hatte
zuvor mitgeteilt, sie habe angeboten, die Löhne um fast 50
Prozent zu erhöhen, was einem früheren Vorschlag entspreche.
 
UNTERNEHMEN VERSUCHEN STREIK-AUSWIRKUNGEN ABZUMILDERN

Der Arbeitskampf, der erste der ILA seit 1977, bereitet Unternehmen in der gesamten Wirtschaft Sorgen, die auf die Seeschifffahrt angewiesen sind, um ihre Waren zu ex- oder importieren. Einzelhändler, die etwa die Hälfte des gesamten Containertransportvolumens ausmachen, sind eifrig dabei, Ersatzpläne umzusetzen, während sie sich auf die wichtige Wintersaison vorbereiten. Viele der großen Akteure haben Halloween- und Weihnachtswaren frühzeitig ins Land gebracht, um streikbedingte Störungen zu vermeiden. Das sorgt allerdings für zusätzliche Kosten für Versand und Lagerung. Der Einzelhandelsriese Walmart <WMT.N> und die Warenhauskette Costco <COST.O> erklärten, sie täten alles, um die Auswirkungen abzumildern.

Vertreter der Regierung von US-Präsident Joe Biden
hatten sich vor dem Streik mit USMX und ILA getroffen, um eine
Einigung zu erzielen. Doch die Administration hatte wiederholt
ausgeschlossen, im Falle eines Scheiterns die Bundesbefugnisse
zur Beendigung eines Streiks zu nutzen. Gemäß des
Taft-Hartley-Gesetzes von 1947 hat der US-Präsident das Recht,
gewisse Streiks zu unterbinden.
 
Die Präsidentin der US-Handelskammer, Suzanne Clark,
forderte Präsident Biden am Montag auf, seine Entscheidung noch
einmal zu überdenken. Es "wäre gewissenlos, zuzulassen, dass ein
Vertragsstreit unserer Wirtschaft einen derartigen Schock
zufügt", sagte Clark.

(Bericht von Doyinsola Oladipo, geschrieben von Anneli Palmen und Christian Rüttger, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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