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18.10.2024 /13:56:07
FOKUS 1-Commerzbank will Strategie schärfen - Zukäufe möglich

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Commerzbank entwickelt Ziele weiter - Ergebnisse im Februar



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Orlopp - Bank könnte auch durch Zukäufe wachsen

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Commerzbank pocht weiter auf Eigenständigkeit
 
(Neu: Aussagen Vize-Chef, Strategie, Details)
Düsseldorf, 18. Okt (Reuters) - Die von der
italienischen Großbank Unicredit umworbene
Commerzbank <CBKG.DE> versucht wieder in die Offensive zu kommen.
Das Geldhaus kündigte am Freitag an, seine Mittel- und
Langfrist-Strategie weiterentwickeln und die Ergebnisse im
Februar vorlegen zu wollen. Die neue Commerzbank-Chef Bettina
Orlopp sagte dem Magazin "Wirtschaftswoche", das Institut könne
auch über Zukäufe wachsen. Orlopps Vize Michael Kotzbauer pochte
auf die Unabhängigkeit des Geldhauses. "Wir haben eine klare
Strategie, von der wir überzeugt sind und die auf
Eigenständigkeit beruht", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen
Sonntagszeitung".
Die laufende Weiterentwicklung der mittelfristigen
Strategie- und Finanzziele "untermauert das Engagement und die
Entschlossenheit der Commerzbank, das Wachstum und die
Profitabilität der Bank zu steigern", teilte das Institut mit.
Die Strategie werde auf einem Kapitalmarkttag am 13. Februar
vorgestellt.
 
Orlopp zufolge könnte die Commerzbank auch durch
Übernahmen zulegen. "Wir können durch Zukäufe auch anorganisch
wachsen", sagte sie der "WirtschaftsWoche". Vorstellbar seien
solche Zukäufe "zum Beispiel im Bereich der
Vermögensverwaltung". "Zugleich werden wir uns im
Firmenkundengeschäft nach Zukäufen umschauen", sagte Orlopp
weiter. Das Geldhaus wolle sich bei Übernahmen insgesamt darauf
konzentrieren, seinen Kunden neue Dienstleistungen anzubieten,
fügte Orlopp hinzu. Übernahmen seien aber nicht der einzige Weg,
um weiter zu wachsen. Entsprechendes Potenzial sehe sie etwa bei
der Direktbank-Tochter Comdirect.

Kotzbauer warnte, eine Übernahme durch die Unicredit könne auch negative Folgen für den Wettbewerb haben. "Weniger Anbieter im Markt bedeuten selbst bei günstigeren Kosten nicht unbedingt auch günstigere Preise für Firmenkunden, denn der Wettbewerb nimmt ab", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung". Auch werde durch eine Fusion keine wirkliche europäische Großbank entstehen: "Ein Zusammengehen mit Unicredit wäre im Kern eine nationale Konsolidierung." Dann werde im Kern die Unicredit-Tochter Hypovereinsbank mit der Commerzbank zusammengelegt. "Mit Blick auf Europa und die Bankenunion brächte uns das keinen Schritt weiter", fügte er hinzu. Orlopp hatte bereits bei ihrem Amtsantritt betont, die Strategie der Bank basiere auf der Eigenständigkeit der Bank. Unicredit-Chef Andrea Orcel argumentiert dagegen, er sehe in großen und starken Banken einen Vorteil für Europa. Ein fragmentierter Banken-Markt sei ein Hindernis für weiteres Wachstum.

Italiens zweitgrößte Bank Unicredit hat sich über
Finanzderivate nach eigenen Angaben Zugriff auf bis zu 21
Prozent der Anteile an der Commerzbank gesichert. Sie hat zudem
beantragt, die Commerzbank-Beteiligung auf bis zu 29,9 Prozent
der Anteile ausbauen zu können. Überschreitet sie diese Schwelle
weiter, wird ein Übernahmeangebot fällig. Die Bundesregierung
hält noch zwölf Prozent an dem Frankfurter Institut und hat
weitere Verkäufe aus dem in der Finanzkrise erworbenen Paket auf
Eis gelegt. Die Commerzbank, deren Belegschaft, die Gewerkschaft
Verdi und der Bund stehen einer Übernahme durch die Italiener
skeptisch gegenüber.

(Bericht von Matthias Inverardi, redigiert von Sabine Wollrab. Bei Rückfragen wenden Sie sich bittean unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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