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04.07.2025 /11:49:51
FOKUS 1-Hugo-Boss-Großaktionär Frasers will Wachstum statt Dividenden

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Großaktionär: Hugo Boss soll keine Dividende mehr zahlen

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Frasers: Steigerung des Unternehmenswerts hat Priorität

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Hugo Boss prüft Einzug eigener Aktien

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(Neu: Reaktion Boss, Details)
München, 04. Jul (Reuters) - Der britische
Hugo-Boss <BOSSn.DE>-Großaktionär Frasers lässt seine
Muskeln spielen. Er fordert eine Aussetzung der
Dividendenzahlungen von dem schwäbischen Modekonzern. Die Aktie
sei unterbewertet, sodass sich Vorstand und Aufsichtsrat auf die
Steigerung des Unternehmenswertes konzentrieren sollten, statt
Dividenden auszuschütten, heißt es in einer Pflichtmitteilung
des britischen Sportartikelhändlers und seines
Mehrheitseigentümers Mike Ashley von Donnerstagabend. "Die
einbehaltenen Mittel könnten (...) stattdessen für andere
wertsteigernde Maßnahmen innerhalb des Unternehmens verwendet
werden, die das langfristige Wachstum und die finanzielle
Flexibilität der Hugo Boss AG besser unterstützen würden."

Frasers hat seinen Anteil an Hugo Boss in der Vergangenheit kontinuierlich ausgebaut. Rein theoretisch könnten sich die Briten mit Hilfe von Finanzinstrumenten sogar die Mehrheit sichern. Frasers ist in der Bundesrepublik kein Unbekannter: Er hatte in der Vergangenheit bereits die Fühler nach der Kette SportScheck ausgestreckt, die dann aber an den italienischen Sportfachhändler Cisalfa ging. Erst jüngst hatte Frasers eine Offerte für die britische Kosmetikkette Revolution Beauty erwogen, sich im Juni aber gegen ein Angebot entschieden. Hinter der Firma steht der Milliardär Ashley.

Ashley hatte 1982 sein erstes Sportgeschäft im
britischen Maidenhead eröffnet. Ende der 90er waren es schon
rund 100 Läden. Seitdem hat er sein Imperium über den Verkauf
von Sportartikeln hinaus ausgebaut und setzt auf weltweit
bekannte Luxus-Marken.
 
Ashley ist bei Boss aber nicht allein. Die italienische
Unternehmerfamilie Marzotto kontrolliert über zwei
Gesellschaften rund 15 Prozent der Anteile. Etwa 58 Prozent der
Anteile liegen Boss zufolge in Streubesitz.

Hugo Boss erklärte zum Vorstoß der Briten, aktuell setze der Konzern auf "eine Balance zwischen Wachstumsinvestitionen und der Beteiligung unserer Aktionäre". Vorstand und Aufsichtsrat arbeiteten an einer neuen Strategie. Diese solle bis zum Jahresende vorgestellt werden.

BOSS KÖNNTE EIGENE AKTIEN EINZIEHEN

Auf der Hauptversammlung von Hugo Boss im Mai hatte Frasers offenbar noch für die Ausschüttung einer Dividende von 1,40 (2023: 1,35) Euro je Aktie gestimmt. Die Beschlussvorlage bekam damals eine Zustimmung von 99,9 Prozent. Künftig werde Frasers gegen eine Dividende stimmen, heißt es in der Stellungnahme. Hugo Boss solle zudem seine zurückgekauften Aktien einziehen, die rund zwei Prozent des Grundkapitals ausmachen. Hierzu erklärte der Konzern aus Metzingen, die Voraussetzungen für eine mögliche Einziehung würden geprüft. "Derzeit hat Hugo Boss keine Pläne zur Verwendung dieser Aktien", hieß es weiter.

Die Frasers Group hatte im Juni die Schwelle von 25 Prozent der Anteile an Hugo Boss überschritten und musste deshalb eine Stellungnahme zu ihren Absichten veröffentlichen. Die Beteiligung sei ein "strategisches Investment", heißt es dort. Man wolle Aufsichtsratschef Stephan Sturm und Vorstandschef Daniel Grieder "bei der Verfolgung ihrer Wachstumsstrategie (...) unterstützen", um den Markenwert zu steigern. Mit Hilfe von Put-Optionen kann der britische Konzern seine Beteiligung nach eigenen Angaben bis auf 57 Prozent ausbauen, wenn ihm weitere Aktien angedient werden.

(Bericht von Alexander Hübner und Matthias Inverardi, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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