Berlin, 13. Jun (Reuters) - Der parlamentarische Staatssekretär im Digitalministerium, Thomas Jarzombek, hat die deutsche Industrie zu einem verstärkten Engagement bei der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Beteiligung an einer sogenannten Gigafactory aufgerufen. "Der Besuch von Nvidia <NVDA.O>-Chef Jensen Huang bei Kanzler Friedrich Merz sollte auch ein Weckruf für die deutsche Industrie sein", sagte der CDU-Politiker am Freitag der Nachrichtenagentur Reuters. "Die deutsche Industrie muss sich an einer KI-Gigafactory beteiligen", forderte Jarzombek, der Huang vor wenigen Tagen in Paris getroffen hat. Nvidia sei ein Chiphersteller, aber kein Betreiber von Rechenzentren.
Die deutsche Industrie hinke beim KI-Einsatz ohnehin hinter der Konkurrenz etwa aus den USA und China her, kritisierte Jarzombek. "Leider sehen wir anders als in Frankreich eine völlige Passivität der deutschen Konzerne. Wir brauchen hier mehr Ambitionen."
Nvidia hat bereits 24.000 GPU im Supercomputer in Jülich im Einsatz, der gerade zum viertschnellsten Rechner der Welt gekürt wurde. Die schwarz-rote Bundesregierung hat im Koalitionsvertrag festgelegt, dass sie eine KI-Offensive mit einem 100.000-GPU-Programm (AI Gigafactory) starten will. Am Freitag hatte die Deutsche Telekom angekündigt, dass sie mit 10.000 GPU von Nvidia eine industrielle KI-Cloud aufbauen wolle.
Die Bundesregierung sei in Abstimmung mit der EU-Kommission bereit, 35 Prozent der Kosten zu übernehmen. "Das heißt aber, dass die Industrie 65 Prozent übernehmen muss", betonte der Digital-Staatssekretär. Bisher würden die Unternehmen nicht verstehen, dass sie bei den KI-Rechenzentren nicht nur als Kunden auftreten könnten, sondern sich selbst beteiligen müssten.
"Investitionen in KI und Chips spielen dabei eine Schlüsselrolle für die technologische Souveränität", sagte auch Forschungsministerin Dorothee Bär (CSU). "Nvidia ist im deutschen KI- und Chip-Ökosystem willkommen."
(Bericht von Andreas Rinke; redigiert von Philipp Krach. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)