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15.09.2024 /16:03:57
FOKUS 1-Jordanischer König ernennt nach Wahl neuen Ministerpräsidenten

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Vorgänger war nach Wahl-Erfolg der Islamisten zurückgetreten



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Künftiger Ministerpräsident derzeit Büroleiter des Königs

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Jordanien gilt als Stabilitätsanker in Krisenregion
 
(Neu: Offizielle Bestätigung, Hintergrund)
Amman, 15. Sep (Reuters) -

Kurz nach dem Rücktritt des jordanischen Ministerpräsidenten Bischer Chasawneh hat König Abdullah seinen Nachfolger bestimmt. Abdullahs Büroleiter Dschaafar Hassan solle künftig die Regierung führen, erklärte das Königshaus am Sonntag. Bei der Parlamentswahl am Dienstag wurde die Mehrheit des regierungsfreundlichen Lagers zwar bestätigt, allerdings konnte die von islamistischen Kräften angeführte Opposition zulegen. Die Muslimbruderschaft und ideologische Unterstützer der militanten Palästinenserorganisation Hamas profitierten von der Wut über Israels Krieg im Gazastreifen. Jordanien gilt als Stabilitätsanker und wichtiger Verbündeter des Westens in der konfliktbeladenen Region.

Hassan hat in den USA in Harvard studiert und sich einen
Ruf als respektierter Fachmann erarbeitet. Er muss nun
allerdings die Auswirkungen des Gaza-Kriegs sowohl politisch als
auch wirtschaftlich mildern. Die Investitionen im Land gehen
zurück und auch der Tourismus hat erheblich gelitten. Sein
Vorgänger hatte mit Unterstützung des Königs Reformen im Land
angestoßen, um das Wirtschaftswachstum wieder in Fahrt zu
bringen. Großen Teilen des konservativen Führungspersonals im
Land wird jedoch vorgeworfen, die Reformbemühungen zu
blockieren, um den eigenen Machterhalt zu sichern.
 
Eine der Hauptaufgaben des neuen Ministerpräsidenten
wird es sein, die Schulden von rund 50 Milliarden Dollar des
Landes zu begrenzen. Der Internationale Währungsfonds (IMF) als
wichtiger Geldgeber verlangt ebenfalls Reformen in dem Land, das
auch unter hoher Arbeitslosigkeit leidet.
 
Im Parlament haben die Islamisten seit der Wahl 31 der
insgesamt 138 Sitze, soviel wie nie seit Wiedereinführung der
Demokratie im Jahr 1989. Zuvor herrschte in dem Land
jahrzehntelang das Kriegsrecht.
 
In Jordanien liegt der Schwerpunkt der politischen Macht
laut Verfassung jedoch weiter beim König. Dieser kann
Regierungen ernennen und das Parlament auflösen.

(Bericht von Suleiman Al-Khalidi, geschrieben von Markus Wacket. Redigiert von Hans Busemann Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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