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Ex-Minister Ishiba zum Chef der Regierungspartei LDP gewählt
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67-Jähriger setzt sich in Stichwahl durch |
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Ishiba gilt als Außenseiter, aber beliebt in Bevölkerung |
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Außenpolitisch durch China und Nordkorea gefordert |
(Neu: Details, Hintergrund) |
Tokio, 27. Sep (Reuters) - Der ehemalige japanische |
Verteidigungsminister Shigeru Ishiba soll neuer |
Ministerpräsident des Landes werden. Der 67-Jährige setzte sich |
am Freitag bei der Wahl zum neuen Vorsitzenden der regierenden |
Liberaldemokraten (LDP) durch. Damit sind die Weichen für eine |
Übernahme des Postens an der Regierungsspitze gestellt. Denn die |
LDP regiert Japan fast die gesamte Nachkriegszeit und verfügt |
über eine klare Mehrheit im Parlament, das letztendlich den |
neuen Ministerpräsidenten wählt. Zudem ist es in der LDP |
Tradition, dass ihr Parteivorsitzender auch Regierungschef wird. |
Ishiba folgt auf Fumio Kishida. Dieser hatte im August seinen |
Rückzug angekündigt, nachdem die LDP nach einer Reihe von |
Skandalen massiv an Popularität eingebüßt hatte. |
Ishiba schaffte es im fünften Versuch - den er als seine "letzte Schlacht" bezeichnet hatte - an die Spitze der LDP. Er setzte sich in einer Stichwahl gegen die Hardlinerin Sanae Takaichi durch. Es war eine der unvorhersehbarsten Wahlen seit Jahrzehnten. Eine Rekordzahl von neun Kandidaten hatte sich beworben. "Wir müssen an die Menschen glauben, die Wahrheit mit Mut und Aufrichtigkeit sagen und zusammenarbeiten, um Japan zu einem sicheren Land zu machen, in dem jeder wieder mit einem Lächeln leben kann", sagte Ishiba sichtlich gerührt in einer kurzen Rede vor den Abgeordneten nach seiner Wahl.
LIEBER DREI BÜCHER AM TAG - STATT ZEIT MIT |
PARTEIFREUNDEN |
Ishiba gilt als Außenseiter. Er sagt von sich, dass er |
drei Bücher am Tag lese und das lieber tue, als sich unter die |
Kolleginnen und Kollegen der Regierungspartei zu mischen. |
Während seiner Zeit außerhalb der Regierung blieb er durch |
Medienauftritte, Social-Media-Posts und auf YouTube in der |
Öffentlichkeit präsent. Er sinnierte über Themen wie Japans |
sinkende Geburtenrate bis hin zu Ramen-Nudeln. Ishiba macht sich |
auch über sich selbst lustig, etwa über sein manchmal |
unbeholfenes Auftreten und seine Hobbys. Dazu gehören |
Plastikmodelle von Schiffen und Militärflugzeugen, von denen er |
einige in den Bücherregalen seines Parlamentsbüros in Tokio |
ausstellt. |
Im eigenen Land muss Ishiba den Unmut der Menschen über |
die steigenden Lebenshaltungskosten angehen. Außenpolitisch muss |
er durch ein instabiles Sicherheitsumfeld in Ostasien steuern - |
wo er sich mit einem zunehmend selbstbewussten China und dem |
atomar bewaffneten Nordkorea auseinandersetzen muss. Sein |
diplomatischer Ansatz mit den USA als Japans engstem Verbündeten |
wird im Mittelpunkt stehen. Denn Ishiba hat wiederholt zu einem |
ausgewogeneren Verhältnis aufgerufen. |
VERHÄLTNIS ZUM VERBÜNDETEN USA IM FOKUS |
In seinem Wahlkampf forderte der designierte |
Regierungschef auch die Schaffung einer asiatischen |
Militärallianz nach dem Vorbild der Nato. Die Idee könnte den |
Ärger der chinesischen Regierung auf sich ziehen. Von einem |
hochrangigen US-Beamten wurde sie als übereilt abgetan. Der |
US-Botschafter in Japan, Rahm Emanuel, gratulierte Ishiba und |
erklärte, er freue sich auf die Zusammenarbeit mit ihm zur |
Stärkung der Allianz zwischen den USA und Japan. |
Nach einer kurzen Karriere als Banker zog Ishiba 1986 |
ins Parlament ein, doch seine unverblümten Ansichten brachten |
ihm in der LDP Feinde ein. Er wurde zwar vom scheidenden |
Ministerpräsidenten Kishida an den Rand gedrängt und zu einer |
abweichenden Stimme in der Partei. Dabei genoss er aber die |
breite Unterstützung in der Öffentlichkeit und unter einfachen |
Partei-Mitgliedern. Ishiba rebellierte gegen politische |
Maßnahmen wie die verstärkte Nutzung von Atomenergie und |
kritisierte seine Partei dafür, dass sie verheirateten Paaren |
nicht erlaubt, getrennte Nachnamen zu verwenden. Seine Ansichten |
und Streitigkeiten mit Kollegen trugen dazu bei, dass vier |
frühere Anläufe auf den Parteivorsitz scheiterten. |
(Bericht von Sakura Murakami, Satoshi Sugiyma, John Geddie und Tim Kelly, geschrieben von Klaus Lauer, redigiert von Christian RüttgerBei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)