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21.01.2025 /09:10:12
SPOTANALYSE-Ökonomen zu den ersten Erlassen von Trump

Berlin, 21. Jan (Reuters) - US-Präsident Donald Trump hat in den ersten Stunden seiner zweiten Amtszeit eine Flut von Erlassen unterschrieben. Im Folgenden Reaktionen von Ökonomen:

ACHIM WAMBACH, ZEW-PRÄSIDENT:
 
"Trumps Dekrete zur Energie- und Klimapolitik werden zu
einer Steigerung der Energieproduktion und zu günstigeren
Energiepreisen führen. Für manche Unternehmen wird es dadurch
attraktiver, in den USA zu produzieren. Investitionen in
klimafreundliche Technologien in den USA hingegen erhalten durch
den Ausstieg aus dem Pariser Klimaabkommen einen Dämpfer.
 
Das Ausrufen des Notstands an der Grenze zu Mexiko sowie
weitere Maßnahmen zur Migrationskontrolle werden den
Arbeitsmarkt in den USA unter Druck setzen. Dies, gemeinsam mit
den angedrohten Zöllen, wird die Inflation anheizen, so dass
sich die amerikanische Notenbank genötigt fühlen könnte, die
Zinsen anzuheben. Inflation und höhere Zinsen würden die
Wirtschaft in den USA schwächen.
 
Trump hat von einer sofortigen Zollerhöhung abgesehen
und lässt zunächst seine Behörden die internationalen
Handelsbeziehungen untersuchen. Zölle bleiben auf der
Tagesordnung, zumindest als Verhandlungsmasse."
CYRUS DE LA RUBIA, CHEFÖKONOM HAMBURG COMMERCIAL BANK:

"Die Zitterpartie geht weiter. Die EU und Deutschland scheinen nach den gestrigen Reden und Dekreten des neuen US-Präsidenten Donald Trump in Sachen Zölle mit einem blauen Auge davon gekommen zu sein, da sich Trump hier auf Mexiko, Kanada und China konzentrierte. Angeblich könne die EU Zölle abwenden, wenn sie mehr Erdöl und Erdgas aus den USA kaufen würde, um die Handelsbilanz auszugleichen.

Auch die erneuerte Forderung nach Rüstungsausgaben in Höhe von fünf Prozent des BIP kann hier eingeordnet werden. Es scheinen sich also Handelsgespräche anzudeuten, die vermutlich einige Monate dauern werden.

Das ist nur bedingt eine gute Nachricht. Denn durch diese Phase setzt sich die Zeit der Unsicherheit fort, die bereits im vergangenen Jahr den Ausfuhren geschadet und die Investitionstätigkeit im Verarbeitenden Gewerbe beeinträchtigt hat. Natürlich darf man angesichts der Unberechenbarkeit des neuen US-Präsidenten eine plötzliche Ankündigung von Zöllen gegen die EU weiterhin nicht ausschließen.

Aber bereits jetzt könnten Handelsrestriktionen gegen Mexiko und China auch für deutsche Unternehmen einen größeren Schaden anrichten. Denn deutsche Automobilunternehmen sind in den USA eng verflochten mit Zulieferern in Mexiko. Auch aus China beziehen viele in den USA ansässige deutsche Unternehmen."

ALEXANDER KRÜGER, CHEFVOLKSWIRT HAUCK AUFHÄUSER LAMPE:

"Patriotismus, Protektionismus und Sicherheit sind die Säulen einer nun strengeren America-First-Politik. Konkrete Zölle sind zwar noch nicht benannt, allzu lange dürfte sich das aber nicht hinziehen. Mit einer klaren Angebotspolitik wird Trump das Wachstum und den Arbeitsmarkt in den USA am Laufen halten. Damit unterscheidet er sich zur deutschen Regierung, die mehr auf staatliche Vorgaben und weniger auf Marktkräfte setzt. Für eine gute Unterstützung der US-Aktienmärkte scheint jedenfalls gesorgt zu sein. Europa wird sich warm anziehen müssen, vor allem aus wirtschaftlicher und militärischer Sicht. Wie er mit dem Ukraine-Konflikt umgehen wird, hat Trump überraschend offen gelassen. Hinsichtlich Massenabschiebungen bleibt abzuwarten, ob alles so heiß gegessen wird, wie es bis dato gekocht wurde. Ob das goldene Zeitalter tatsächlich begonnen hat, bleibt abzuwarten."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Klaus Lauer - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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