Nachricht


07.01.2025 /13:51:02
KORRIGIERT-Inflation steigt überraschend stark - "Problem noch nicht gelöst"

(Das Statistische Bundesamt hat am Dienstag seine ursprüngliche Angabe zu der nach europäischen Maßstäben berechneten Jahresteuerungsrate korrigiert, und zwar von 2,9 auf nunmehr 2,8 Prozent. Anbei die neue Fassung mit der entsprechenden Änderung im letzten Satz des vorletzten Absatzes.)

*

Plus von 2,6 Prozent im Dezember

*

Im Gesamtjahr fällt die Inflationsrate auf 2,2 Prozent

*

Experten raten EZB zur Vorsicht
 
Berlin, 06. Jan (Reuters) - Steigende Preise für
Lebensmittel und Dienstleistungen haben die deutsche Inflation
im Dezember überraschend auf den höchsten Stand seit fast einem
Jahr getrieben. Die Verbraucherpreise erhöhten sich um 2,6
Prozent zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am
Montag zu seiner ersten Schätzung mitteilte. Das ist der höchste
Wert seit Januar 2024. Von der Nachrichtenagentur Reuters
befragte Ökonomen hatten nur mit 2,4 Prozent gerechnet. Im
November hatte die Teuerungsrate noch bei 2,2 Prozent gelegen.
Auch im Jahresschnitt 2024 verteuerten sich Waren und
Dienstleistungen um 2,2 Prozent.

"Das vergangene Jahr endete mit einer unangenehmen Meldung von der Inflationsfront", sagte Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Im laufenden Januar werde die Teuerungsrate wegen höherer Preise für CO2 und Versicherungsdienstleistungen wohl ähnlich hoch ausfallen. "Noch ist das Inflationsproblem nicht gelöst", warnte Krämer.

Dennoch hat sich die Inflation insgesamt merklich beruhigt. Im Jahresschnitt verteuerten sich Waren und Dienstleistungen um 2,2 Prozent. Zum Vergleich: 2023 lag die Teuerungsrate bei 5,9 Prozent, nachdem 2022 mit 6,9 Prozent noch ein historischer Höchststand erreicht wurde, weil nach dem russischen Einmarsch in die Ukraine die Energiepreise nach oben schossen. Für 2025 rechnen viele Experten ebenfalls mit einem Wert von gut zwei Prozent.

"UNMITTELBAR IM PORTEMONNAIE GESPÜRT"

Im Dezember verbilligte sich Energie zwar erneut. Allerdings fiel der Rückgang mit 1,7 Prozent zum Vorjahresmonat nicht mehr so stark aus wie im November mit 3,7 Prozent. Nahrungsmittel kosteten 2,0 Prozent mehr (November: +1,8 Prozent). "Gerade die höheren Lebensmittelpreise dürften viele in der Weihnachtszeit unmittelbar im Portemonnaie gespürt haben", sagte die Konjunkturexpertin von KfW Research, Stephanie Schoenwald. Dienstleistungen verteuerten sich um 4,1 Prozent (November: +4,0 Prozent) - getrieben auch durch kräftige Lohnerhöhungen, die die Unternehmen an ihre Kunden weiterreichen. Die Kerninflation - bei der die oft stark schwankenden Preise für Nahrungsmittel und Energie herausgerechnet werden - kletterte auf 3,1 Prozent.

Wegen mehrerer Sondereffekte ist auch im Januar noch keine echte Entspannung bei der Teuerung in Sicht. Allein die Preiserhöhung für das Deutschland-Ticket um 18 Prozent auf 58 Euro im Monat dürfte die Inflationsrate um 0,1 Prozentpunkte steigen lassen, sagte Ökonom Sebastian Becker von Deutsche Bank Research voraus. Hinzu kommt noch eine höhere CO2-Bepreisung, die mit Jahresbeginn von 45 auf 55 Euro pro ausgestoßener Tonne gestiegen ist. "Das wird die Preise für Kraftstoffe, Heizöl und Gas moderat erhöhen", betonte Ökonom Becker. Auch Kfz-Versicherungen dürften wegen teurer gewordener Reparaturleistungen und Ersatzteile erneut spürbar mehr kosten.

WAS MACHT DIE EZB?

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im vergangenen Jahr wegen des nachlassenden Inflationsdrucks ihren Leitzins viermal gesenkt - auf aktuell 3,00 Prozent. Ökonomen gehen davon aus, dass er angesichts nachlassender Inflationsrisiken 2025 schrittweise auf 2,0 Prozent gedrückt wird. Die EZB strebt eine Teuerungsrate von zwei Prozent an. In Deutschland lag der nach europäischen Standards berechnete Wert im Dezember mit 2,8 Prozent deutlich darüber.

Experten raten der EZB daher zur Vorsicht. "Die Daten sind alles andere als ein Aufruf zu raschen Zinssenkungen", sagte der Chefökonom des Finanzinstituts HQ Trust, Michael Heise. Das findet auch der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank AG, Alexander Krüger: "Die deutsche Vorgabe spricht klar gegen große Zinssenkungen der EZB."

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

Hinsichtlich weiterer Informationen und einer gegebenenfalls erforderlichen Offenlegung potenzieller Interessenkonflikte nach § 85 WpHG der für die Erstellung der zugrunde liegenden Finanzinformationen oder Analysen verantwortlichen Unternehmen wird auf das Informationsangebot dieser Unternehmen (Internetseite und andere Informationskanäle) verwiesen.