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12.09.2024 /06:23:51
WDHLG-FOKUS 1-Insider - Bahn-Spedition Schenker soll an dänische DSV gehen

(Wiederholung vom Vorabend)

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DSV seit längerem Favorit

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Vorvertrag womöglich am Freitag

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Gewerkschaften gegen DSV

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Aufsichtsräte müsse noch zustimmen
 
Berlin, 11. Sep (Reuters) -

Das Rennen um den Kauf der Bahn-Spedition Schenker ist Insidern zufolge entschieden. Der internationale Logistiker solle für rund 14 Milliarden Euro an die dänische Spedition DSV gehen, sagten Regierungs- und Konzernvertreter am Mittwochabend der Nachrichtenagentur Reuters. Ein Vorvertrag solle in den nächsten Tagen, voraussichtlich am Freitag, unterschrieben werden. Der Verkauf stehe dann noch unter Vorbehalt der Zustimmung der Aufsichtsräte. Der Bahn-Aufsichtsrat werde dafür in einer Sondersitzung zusammenkommen. Die dänische DSV würde sich damit gegen den anderen verbliebenen Bieter, den Finanzinvestor CVC <CVC.AS> durchsetzen. Dieser hatte Verhandlungskreisen zufolge etwas weniger geboten.

Eine Bahn-Sprecherin wollte die Angaben nicht
kommentieren. Ein DSV-Sprecher sagte, man äußere sich
grundsätzlich nicht zu Marktgerüchten.
 
Die Schenker-Gewerkschaft Verdi hat sich gegen einen
Verkauf an DSV ausgesprochen, da bei einer Fusion mit dem
Wettbewerber mehr Stellen wegfallen würden. Die
Arbeitnehmerseite im Aufsichtsrat des Bahn-Konzerns hat sich
Insidern zufolge an die Seite von Verdi gestellt, da die
Schenker-Vertreter in diesem Gremium nicht vertreten sind. Die
Eigentümerseite, letztlich also der Staat mit Vertretern der
Ampel-Regierung, könnte sich dort aber dennoch durchsetzen.
 
BAHN FAVORISIERT KOMPLETTVERKAUF AN DSV
 
Die Dänen gelten seit vergangener Woche als Favorit für
den Kauf. Beide haben um die 14 Milliarden Euro für 100 Prozent
von Schenker geboten, wobei das DSV-Angebot laut Regierungs- und
Bahnkreisen etwas höher liegt. Am Freitag hatte sich der
Lenkungsausschuss mit dem Verkauf von Schenker befasst. Insider
hatten Reuters danach bereits gesagt, es gebe eine Präferenz für
DSV. Der Lenkungsausschuss ist mit Staatssekretären der
Ampel-Regierung besetzt.
 
CVC hatte zuletzt in einem Papier noch einmal für sich
geworben und zugesichert, dass man die Marke Schenker erhalten
werde. Außerdem biete man an, dass Bund oder Bahn zunächst 24,9
Prozent an Schenker behalten könnten. Bei einem späteren
Börsengang könne dieser Teil dann mit einem milliardenschweren
Wertzuwachs verkauft werden.
 
Zudem biete man "im Interesse der nationalen Sicherheit
eine Vereinbarung zur Transportsicherheit an", etwa für den
"Bündnis- und Verteidigungsfall". Der Finanzinvestor schrieb
weiter, die Bahn habe einen jährlichen Investitionsbedarf bei
Schenker von einer Milliarde Euro ausgemacht. CVC werde aber
mehr ins Unternehmen stecken. Auch aus volkswirtschaftlichen
Gründen sei CVC zu bevorzugen: "In der sich verschärfenden
herausfordernden wirtschaftlichen und geopolitischen Lage kann
es sich Deutschland nicht leisten, einen weiteren einheimischen
und strategisch wichtigen Industriechampion zu verlieren." Es
drohten volkswirtschaftliche Belastungen von mindestens zwei
Milliarden Euro.
 
DSV hält mit einem eigenen Papier gerade bei den Jobs
dagegen: Der Unterschied werde kurzfristig maximal 1000
Arbeitsplätze betreffen, mittelfristig würden bei den dann
verbundenen Organisationen sogar mehr Menschen arbeiten als
heute. Der Spediteur beschäftigt in Deutschland knapp 15.000
Menschen, weltweit über 70.000.
 
Die Bahn will Schenker verkaufen, um sich auf das
krisengeschüttelte Kerngeschäft in Deutschland zu konzentrieren
und die Schuldenlast von über 30 Milliarden Euro abzubauen.
Schenker ist jedoch seit langem der wichtigste Gewinnbringer für
die Bahn.

(Bericht von Markus Wacket, redigiert von Scot W. Stevenson Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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