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Kreuzfahrtschiff-Marktführer braucht Milliarden |
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Luxusdampfer werden größtenteils vorfinanziert |
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Bundesregierung will Engagement prüfen |
(neu: Bund, mehr Hintergrund) |
Berlin/München, 03. Jul (Reuters) - |
Die angeschlagene Meyer Werft setzt zur Überbrückung einer milliardenschweren Finanzlücke auf die Hilfe des Staates. Die auf luxuriöse Kreuzfahrtschiffe spezialisierte Werft braucht bis zu 2,77 Milliarden Euro, davon 2,3 bis 2,4 Milliarden in Form von Bankkrediten, um die bestellten Luxusdampfer bauen zu können. Dafür sind staatliche Bürgschaften nötig. Daneben sucht die Eigentümerfamilie Meyer einen Investor, der 400 Millionen Euro frisches Kapital mitbringt. Vom Land Niedersachsen gebe es positive Signale, der Bund zögere noch, machte der als Sanierer eingesetzte Ralf Schmitz am Mittwoch in Papenburg deutlich. Wenn es für Meyer nicht weitergeht, ist das ein Schlag für die ganze maritime Industrie." An dem weltgrößten Hersteller von Kreuzfahrtschiffen hingen 20.000 Arbeitsplätze in der Branche.
"Wir haben noch keine Zusagen erhalten. Es ist ein |
langer und weiter Weg", betonte Schmitz. Der Bund prüfe, ob er |
sich zusammen mit Niedersachsen an der Rettung beteiligen könne, |
sagte ein Sprecher des Bundeswirtschaftsministeriums. Schmitz |
erläuterte, in einem Sanierungsgutachten müsse festgestellt |
werden, ob die Werft überlebensfähig ist. Dessen Entwurf soll |
Ende nächster Woche vorliegen. "Wir rechnen mit einem positiven |
Ergebnis", sagte der Sanierer. |
Mit einer Einigung mit den Arbeitnehmervertretern hat |
eine Voraussetzung für staatliche Hilfen geschaffen. Statt 440 |
sollen nun 340 Arbeitsplätze abgebaut werden, Kündigungen kann |
es frühestens im April 2025 geben. "Diese Werft steht vor einem |
Nestart", sagte Heiko Messerschmitt von der IG Metall Küste. Bis |
2030 soll das Familienunternehmen mindestens 3100 Arbeitsplätze |
erhalten. Zudem soll der offizielle Firmensitz von Luxemburg |
nach Deutschland zurückverlegt, ein mitbestimmter Aufsichtsrat |
geschaffen und ein Konzernbetriebsrat eingerichtet werden. Das |
gilt als Grundlage für eine finanzielle Unterstützung durch den |
Bund. "Die nationale Bedeutung von Meyer kann nicht überschätzt |
werden", appellierte Messerschmitt an die Politik. |
Die Luxusdampfer, von denen zwei pro Jahr vom Stapel |
laufen sollen, kosten mindestens 1,5 Milliarden Euro. Die Kunden |
zahlen in der Regel 20 Prozent an, der Rest wird erst bei der |
Übergabe fällig. Die Werft muss also die Baukosten |
vorfinanzieren, normalerweise aus den Anzahlungen. Meyer waren |
aber die Corona-Jahre zum Verhängnis geworden, in denen es kaum |
noch Neuaufträge gab. In den nächsten 18 Monaten fehlen deshalb |
noch Arbeit und Geld. Inzwischen habe sich das Geschäft deutlich |
belebt, sagte Schmitz. |
"TEMPORÄR" INVESTOR GESUCHT |
Schmitz sagte, die Werft brauche außerdem 400 Millionen |
Euro frisches Eigenkapital, um vergangene Verluste zu decken und |
die Sanierung zu finanzieren. Meyer müsse die Kosten senken, um |
das operative Ergebnis (Ebitda) um 200 Millionen Euro zu |
verbessern. "Die Werft muss und wird profitabler werden." Die |
Eigentümerfamilie zeigte sich in einer Stellungnahme offen "für |
einen temporären Einstieg neuer Gesellschafter - unabhängig |
davon, ob der Investor öffentlich oder privat ist". Der Sanierer |
sagte, er könne sich Kunden oder andere Unternehmen aus der |
Schiffsbranche als Miteigentümer vorstellen - oder der Staat |
muss auch hier einspringen. Die Zeit dränge. "Es ist wichtig zu |
verstehen, dass wir nichts geschenkt haben wollen." |
(Bericht von Alexander Hübner und Alexander Ratz redigiert von Birgit Mittwollen. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)