Zürich, 31. Dez (Reuters) - Deutschland sollte nach Ansicht des Chefs des Rüstungselektronik-Herstellers Hensoldt <HAGG.DE>, Oliver Dörre, drei Prozent des Bruttoinlandsprodukts in Rüstung stecken. Deutschland brauche mehr Panzer, Flugzeuge, Schiffe und Verbesserungen bei bestehenden Produkten, um Bedrohungen durch Länder wie Russland begegnen zu können, sagte Dörre in einem Interview mit der "Neuen Züricher Zeitung" (NZZ). Bis zum Auslaufen des Sondervermögens 2027 sei die Ausstattung gut. Es stelle sich die Frage, was danach komme. "Da erwarte ich, dass der Bund die Verteidigungsausgaben bei mindestens zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts verstetigt. Ich glaube aber auch, dass wir in Richtung drei bis 3,5 Prozent des BIP gehen müssen."
Unabhängig von der Lage in der Ukraine brauche Europa eine eigene Abschreckungsfähigkeit, führte Dörre aus. Frieden oder Waffenstillstand in der Ukraine würde nicht bedeuten, dass der russische Präsident Wladimir Putin von seinen Aggressionen ablasse. "In Deutschland geht man davon aus, dass Russland 2028 oder 2029 die Fähigkeit erreichen wird, die Nato anzugreifen."
Die Rüstungsindustrie brauche Planungssicherheit über etliche Jahre, sagte der Chef des Rüstungszulieferers aus Taufkirchen bei München. Deshalb sollte das Bekenntnis zu den Verteidigungsausgaben im Grundgesetz festgeschrieben werden und damit unabhängig von der jährlichen Haushaltsführung werden. "In der Weihnachtszeit darf man sich ja etwas wünschen: Deutschland sollte drei Prozent des BIP für die Verteidigung im Grundgesetz verankern. Dies sollte dann zumindest für zehn Jahre gelten."
Der Hersteller von Radaren und Sensoren profitiert von der Aufrüstung in Europa und vor allem in Deutschland. In den nächsten Jahren erwartet das Unternehmen ein Umsatzwachstum von zehn Prozent, 2025 sogar etwas mehr - ausgehend von 2,3 Milliarden Euro 2024.
(Bericht von Dave Graham, geschrieben von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte))