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04.07.2025 /16:23:21
EXKLUSIV-Insider: UBS und Goldman verweigerten Gaza-Stiftung Konto

London/Genf, 04. Jul (Reuters) - Die von den USA unterstützte Hilfsorganisation Gaza Humanitarian Foundation (GHF) hat bei ihren Bemühungen um die Eröffnung eines Bankkontos in der Schweiz von zwei Großbanken eine Abfuhr bekommen. Die Schweizer UBS <UBSG.S> habe eine entsprechende Anfrage abgelehnt, sagten zwei mit den Gesprächen vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Goldman Sachs habe nach ersten Gesprächen ebenfalls kein Schweizer Konto für die GHF eingerichtet. Die beiden Personen wollten nicht sagen, mit welchen anderen Banken die GHF möglicherweise Kontakt aufgenommen hatte. Die GHF reagierte nicht auf die Anfrage, ob sie mit anderen Banken gesprochen hatte.

Die GHF ist eine von den USA und Israel unterstützte Organisation, die seit Mai humanitäre Hilfsgüter an palästinensische Zivilisten im Gazastreifen liefert. Sie umgeht dabei traditionelle Hilfskanäle, einschließlich der Vereinten Nationen. Die Stiftung habe ein Bankkonto für eine in Genf ansässige Einheit eröffnen wollen, um das Einsammeln von Spenden von außerhalb der USA zu erleichtern, sagten zwei weitere Personen mit Kenntnis der Pläne.

Die Stiftung begann im Herbst vergangenen Jahres Gespräche mit Anwälten und Banken, darunter UBS und Goldman, über die Struktur der Schweizer Einheit. Im Mai entschied sie sich dann, sich aus der Schweiz zurückzuziehen. Zwei Insidern zufolge stieß die Stiftung bei ihren Plänen für eine Genfer Niederlassung auf Hindernisse. Dazu zählten demnach ein Mangel an Spenden und der Rücktritt von Gründungsmitgliedern, insbesondere des GHF-Geschäftsführers Jake Wood, sowie Schwierigkeiten bei der Eröffnung eines Schweizer Bankkontos.

Ein GHF-Sprecher erklärte gegenüber Reuters, die Entscheidung, sich aus der Schweiz zurückzuziehen, sei nicht auf Rückschläge zurückzuführen. "Es war eine strategische Entscheidung, in den USA ansässig zu sein."

INSIDER: SORGFALTSPRÜFUNG WAR EIN HINDERNIS

Ein Hindernis in den Gesprächen mit den Banken war laut einer der Personen die mangelnde Transparenz darüber, woher die Gelder der Stiftung kommen würden. Bevor Banken Kunden annehmen, müssen sie eine Sorgfaltsprüfung durchführen, um deren Identität und Eigentumsverhältnisse, die Art ihrer Geschäftstätigkeit und ihre Vermögensquellen festzustellen. Die GHF legte keine Einzelheiten zu ihren Finanzen offen. Ein GHF-Sprecher erklärte, man habe "über eine anfängliche Finanzierung aus Europa gesprochen, aber wir nennen keine Spender, um deren Privatsphäre zu schützen".

Reuters meldete am 24. Juni, dass die US-Regierung der GHF 30 Millionen Dollar geben würde - ihren ersten bekannten finanziellen Beitrag. Die Organisation wird von Johnnie Moore geleitet, einem ehemaligen Berater von US-Präsident Donald Trump, nachdem Wood im Mai zurückgetreten war.

Die UBS sei Ende 2024 angesprochen worden und habe die GHF nach Durchführung von Compliance-, Risiko- und Reputations-Due-Diligence nicht als Kunden akzeptiert, sagte einer der Insider. Ein Vertreter der UBS erklärte, die Bank könne sich nicht zu Angelegenheiten im Zusammenhang mit potenziellen, bestehenden oder ehemaligen Kunden äußern. Die GHF beantwortete keine Fragen von Reuters zur UBS.

Die andere Person mit Kenntnis der Gespräche sagte, die GHF habe auch vorläufige Gespräche mit Goldman Sachs über die Eröffnung eines Bankkontos in der Schweiz geführt. Goldman habe kein Konto eröffnet und unterhalte auch in den USA keine Bankbeziehung zur GHF, sagte die Person. Gemäß einem undatierten und nicht unterzeichneten GHF-Dokument, über das Reuters am 8. Mai berichtete, hatte die Stiftung "eine mündliche Zusage von Goldman Sachs, ein Bankkonto" für eine Schweizer Tochtergesellschaft einzurichten. Reuters konnte keine Einzelheiten über die mündliche Zusage von Goldman oder darüber in Erfahrung bringen, warum Goldman kein Konto für die GHF eröffnete. Ein Sprecher von Goldman Sachs lehnte eine Stellungnahme ab.

Ein GHF-Sprecher sagte, das Dokument sei alt, und man habe beschlossen, keine Geschäftstätigkeit in der Schweiz aufzunehmen und sei daher "von Gesprächen mit dortigen Bankinstituten zurückgetreten". Der Sprecher erklärte weiter: "Unsere Organisation hat ihren Sitz in den USA und verfügt über mehrere hoch angesehene Bankpartner."

Die GHF wurde 2025 in Delaware gegründet, wie aus Unterlagen hervorgeht. Sie verfüge über ein US-Bankkonto bei JPMorgan <JPM.N>, so eine weitere mit der Situation vertraute Person. Ein JPMorgan-Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. In den Unterlagen vom Mai hieß es, GHF habe "sichere Bank- und Finanzbeziehungen" mit JPMorgan und der in North Carolina ansässigen Truist Bank. Ein Vertreter der Truist Bank sagte, man diskutiere oder bestätige keine Kundenbeziehungen.

(Bericht von Stefania Spezzati und Olivia Le Poidevin; bearbeitet von Oliver Hirt, redigiert von Sabine Ehrhardt. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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