New York, 27. Okt (Reuters) - Gut eine Woche vor der US-Präsidentenwahl hat Donald Trump für Sonntag zu einer Abschlussveranstaltung im berühmten Madison Square Garden in New York geladen. "Wir wollen es mit einem wunderschönen Knall abschließen", sagte der republikanische Kandidat vergangene Woche. Wo sonst die New York Knicks Basketball spielen und Billy Joel über zehn Jahre hinweg jeden Monat ein Konzert gab, sollen die 19.500 Sitze mit Trump-Anhängern gefüllt werden. Seinem Wahlkampfteam zufolge ist das "MSG" ausverkauft. Als Redner wird unter anderem Tesla <TSLA.O>- und SpaceX-Chef Elon Musk erwartet. Der reichste Mann der Welt hat für Trumps Wahlkampf 119 Millionen Dollar eingesetzt.
Dabei dürfte Trump die Präsidentenwahl in New York haushoch verlieren. In dem Bundesstaat mit etwa 20 Millionen Einwohnern - etwa ein Viertel der Bundesrepublik - hat seit Ronald Reagan 1984 kein Republikaner mehr gewonnen. Der demokratische Amtsinhaber Joe Biden gewann 2020 mit 23 Prozentpunkten Vorsprung, einer Umfrage des Siena College zufolge liegt nun die Demokratin Kamala Harris mit 19 Prozentpunkten in Führung. Der langjährige New Yorker Trump hat trotzdem erklärt, den Staat erobern zu wollen. Realistischer wirkt die Hoffnung der Republikaner, Trumps Auftritt könne dabei helfen, die Mehrheit im Repräsentantenhaus zu verteidigen: Sieben New Yorker Sitze der Republikaner sind in der Kongresskammer heftig umkämpft.
Vor Trumps Auftritt im Madison Square Garden sorgte eine Bemerkung der ehemaligen Außenministerin Hillary Clinton - Trumps demokratische Rivalin bei seinem Wahlsieg 2016 - für Aufregung. Sie hatte Trump vorgeworfen, damit eine Pro-Nazi-Kundgebung des German American Bund vom Februar 1939 "nachstellen" zu wollen. Die "New York Times" berichtete damals von 22.000 Nazis, die ihre "Americanism"-Kundgebung und den Geburtstag von George Washington feierten. Trumps Kritiker haben ihm wiederholt Rassismus vorgeworfen. Er wies am Freitag zurück, dass es "genauso wie in den 30ern sei", wie Clinton gesagt habe. "Das hier heißt 'Make America Great Again', mehr nicht", sagte er unter Verweis auf seinen Wahlkampfslogan.
Trump versuche, am Ende des Wahlkampfs die Schlagzeilen zu beherrschen, sagte der republikanische Stratege Ryan Williams zu der Kundgebung. Trump habe "ein Gespür für das Dramatische" und wolle "eine Machtdemonstration in einem Stadion voller Leute". Harris' große Abschlusskundgebung soll wiederum am Dienstag am National Mall in der Hauptstadt Washington stattfinden. Zu ihrem jüngsten größeren Wahlauftritt in Houston mit der Sängerin Beyoncé kamen Freitagnacht etwa 30.000 Menschen. Harris und Trump liegen Umfragen zufolge vor der Abstimmung am 5. November faktisch gleichauf. Zudem werden alle Sitze des Repräsentantenhauses und ein Drittel des Senats neu gewählt.
(Bericht von Steve Holland und James Oliphant geschrieben von Scot W. Stevenson, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)