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17.10.2024 /09:30:00
IMK: Trump-Wahl würde Wirtschaft in USA und Deutschland bremsen

Berlin, 17. Okt (Reuters) - Eine Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten könnte das Wachstum der deutschen Wirtschaft einer IMK-Studie zufolge spürbar bremsen. Denn die vom Republikaner im Wahlkampf angekündigten Zollerhöhungen dürften nicht nur die US-Wirtschaft und die globale Konjunktur deutlich dämpfen, heißt es in der am Donnerstag veröffentlichten Analyse der gewerkschaftsnahen Ökonomen. "Auch das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) könnte in den ersten beiden Jahren nach Einführung der Zölle dadurch gut ein Prozent niedriger ausfallen als ohne eine solche Zolleskalation." Mit kurzfristig umgesetzten Investitionsprogrammen könnten Bundesregierung und EU den negativen Effekt dämpfen, erklärten die Forscher.

Die mögliche Rückkehr von Trump ins Weiße Haus beschäftigt Politik und Wirtschaft. Denn der 78-Jährige hat neue Zölle angekündigt für den Fall, dass er am 5. November die Wahl gegen US-Vizepräsidentin Kamala Harris von den Demokraten gewinnt. Trump hat einen Zoll von 60 Prozent auf "alles" aus China in Aussicht gestellt und Zölle von 10 bis 20 Prozent auf alle anderen Importe. Auch Harris gelte zwar nicht als Verfechterin des Freihandels, schreiben die IMK-Forschenden um Sebastian Dullien. Umfangreiche Zollerhöhungen wie von Trump avisiert seien von der Demokratin aber nicht zu erwarten.

Die IMK-Experten spielen mehrere Szenarien durch. Eines simuliert kräftige Zollerhöhungen gegen China und gegen den Rest der Welt sowie starke handelspolitische Reaktionen Chinas gegenüber den USA. "Solche Vergeltungsmaßnahmen sind nach den Erfahrungen des US-China-Handelskonflikts in Trumps erster Amtszeit zu erwarten." Es sei bemerkenswert, "wie hart die US-Ökonomie in diesem Szenario getroffen wird", hieß es. Ende 2025 und damit ein knappes Jahr nach der angenommenen Einführung solcher Zölle läge das Bruttoinlandsprodukt der USA um knapp vier Prozent niedriger als im Szenario ohne neue Zölle. "Im vierten Quartal 2026 wären es sogar mehr als fünf Prozent und am Ende des Berechnungszeitraums Ende 2028 betrüge der Verlust an Wirtschaftsleistung noch knapp fünf Prozent."

Für die deutsche Wirtschaft käme erschwerend hinzu, dass der Rückschlag in einem Moment drohe, in dem sich die Industrie nicht vollständig vom Energiepreisschock infolge der russischen Invasion der Ukraine erholt habe und aufgrund "der aggressiven Industriepolitik Chinas und der USA" ohnehin unter Druck stehe. "Ein weiterer negativer äußerer Schock könnte zu einer Verfestigung der aktuellen Stagnationsphase beitragen", warnt das IMK. Die deutsche Wirtschaft dümpelt derzeit am Rande einer Rezession.

(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Rene Wagner-Bei
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