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05.07.2024 /16:59:33
Insider - Liberty Global lotet Interesse an Sunrise vor Börsengang aus

Zürich/London, 05. Jul (Reuters) - Der US-Telekomkonzern Liberty Global <LBTYA.O> prüft Insidern zufolge einen Verkauf von Aktienpaketen der Schweizer Tochter Sunrise noch vor dem im Herbst geplanten Börsengang. Liberty habe dazu mit einer Reihe von Investoren Gespräche geführt, wie mit der Situation vertraute Personen zur Nachrichtenagentur Reuters sagten. Dazu gehörten eine Reihe von Family Offices und Finanzinvestoren. Medienberichten zufolge beriet auch der frühere Credit-Suisse-Chef Thomas Gottstein reiche Kunden bei einem mögliche Investment in Sunrise. Zwei der Personen nannten für Sunrise einen Unternehmenswert von acht bis neun Milliarden Franken.

Liberty hatte den zweitgrößten Schweizer Telekomkonzern hinter der staatlich kontrollierten Swisscom <SCMN.S> im Jahr 2020 für knapp sieben Milliarden Franken geschluckt und von der Börse genommen. Im Februar kündigte Liberty an, dass Sunrise im zweiten Halbjahr über die Schweizer Börse abgespalten werden solle. Dabei würde jeder Liberty-Aktionär Titel von Sunrise erhalten. Zuletzt verengte Liberty die Zeitspanne auf das vierte Quartal 2024.

Bei einer solchen Transaktion könnten die Sunrise-Aktien allerdings unter Druck geraten. Denn ein Teil der international ausgerichteten Liberty-Aktionäre dürften wenig Interesse an einem rein Schweizerischen Telekomunternehmen haben. Der entsprechenden Überhang (Flowback) würde abgefedert, wenn sich Investoren verpflichten würden, bereits im Vorfeld Pakete zu kaufen und zu halten. Ein Experte schätzte, dass bei einem Börsengang kurzfristig rund 20 Prozent der Aktien auf den Markt kommen könnten.

Liberty habe für das Listing und auch die Suche nach Investoren die Banken UBS <UBSG.S> und JP Morgan <JPM.S> mandatiert. Zuletzt seien die Verhandlungen mit sehr vermögenden Schweizer Privatanlegern einer mit der Situation vertrauten Personen zufolge ins Stocken geraten. Die Person nannte unterschiedlicher Vorstellungen zum Preis und zur Schuldenreduktion als Knackpunkte.

Auch ein Fondsmanager erklärte, viele Anleger seien angesichts der hohen Verschuldung vorsichtig bezüglich eines Engagements in Sunrise. Zum Ende des ersten Quartals 2024 belief sich die Verschuldung mit rund 5,5 Milliarden Euro auf das 5,1-fache des operativen Ergebnisses (Ebitda). Viele Anleger in der Schweiz achten darauf, dass die Verschuldung eines Unternehmens das dreifache des Ergebnisses nicht übersteigt.

Den beiden Insidern zufolge könnten die möglichen Drittinvestoren helfen, Schulden abzubauen. Eine Liberty nahe stehende Person erklärte, die Hürde, eine Drittpartei ins Boot zu holen, sei hoch. Liberty brauche kein zusätzliches Kapital.

Ein Liberty-Sprecher wollte sich nicht zu den Gesprächen mit potenziellen Investoren äußern. Er bekräftigte aber, dass sich Liberty Global verpflichtet habe, vor der Ausgliederung 1,5 Milliarden Franken aus der eigenen Bilanz in Sunrise zu investieren, um die Verschuldung zu reduzieren. Liberty sei vom Wert von Sunrise überzeugt.

UBS und JP Morgan wollten sich nicht äußern.

(Bericht von Oliver Hirt und Amy-Jo Crowley. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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