Berlin, 12. Nov (Reuters) - Wirtschaftskriminelle richten einer Studie zufolge immer größere Schäden an und werden auch dank Künstlicher Intelligenz (KI) zunehmend professioneller. Beliebt ist vor allem das sogenannte "Social Engineering", also ein Betrugsversuch, bei dem Täter Menschen manipulieren, wie am Dienstag aus einer Analyse des Kreditversicherers Allianz Trade hervorgeht. Demnach sorgen allerdings wie bisher die eigenen Mitarbeitenden für viel Schaden. "Die unbequeme Wahrheit für Unternehmen bleibt: Die Schwachstelle ist der Mensch, und die eigenen Mitarbeitenden richten weiter die meisten und ? zumindest bis 2023 ? auch die größten Schäden an", sagte Marie-Christine Kragh, Expertin bei Allianz Trade.
Externe Täter leiten beim Bezahl- und Bestellbetrug Zahlungs- und Warenströme um. Bei der sogenannten "Fake-President"-Betrugsmasche geben sie sich als vermeintliche Chefs aus und weisen Mitarbeitende an, Geldsummen für vermeintliche Geschäftstransaktionen auf betrügerische Konten zu überweisen. Die Fallzahlen bei diesen Delikten stiegen laut Studie 2023 um 17 Prozent zum Vorjahr und das Schadenvolumen kletterte um 19 Prozent. Bei der "Fake-President"-Methode legten die Fälle um fast ein Drittel zu. "Wir gehen davon aus, dass sich das Schadenvolumen bei Unternehmen 2024 weit mehr als verdoppeln dürfte", sagte Kragh, globale Leiterin der Vertrauensschadenversicherung bei Allianz Trade. Das deute darauf hin, dass die Betrüger dank KI-Tools ihre Masche weiter professionalisierten - mit einer noch zielgerichteteren Ansprache von Beschäftigten und Firmen.
Mit der rasanten Entwicklung bei KI-Tools dürften "Deepfakes" künftig eine immer größere Gefahr für Unternehmen werden. "Vor ein paar Jahren war Voice Cloning noch etwas für absolute Spezialisten und die Qualität oft fraglich", erklärte Tom Alby, zuständig für die digitale Transformation bei Allianz Trade in Deutschland, Österreich und der Schweiz. "Heute gibt es das dank KI-Tools quasi auf Knopfdruck 'von der Stange'." Das eröffne Betrügern ganz neue Horizonte ? "sie brauchen immer weniger Skills für wirklich gut gemachte Angriffe".
(Bericht von Klaus Lauer; redigiert von Rene Wagner - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)