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08.01.2025 /16:35:50
FOKUS 1-ÖVP-Chef will mit rechter FPÖ reden - Betont Österreichs EU-Orientierung

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ÖVP-Chef: Ich werde Gespräch mit FPÖ-Chef führen

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Stocker: Brauchen ehrliche Antworten auf wichtige Fragen

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Konservativer betonte Österreichs Partnerschaft mit EU

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Stocker: Wollen keine Abhängigkeit von Russland
 
(Mit Details, Mehr Zitaten aus Pressekonferenz, Schallenberg)
Wien/Berlin, 08. Jan (Reuters) - In Österreich hat die
konservative ÖVP ihre Bereitschaft zu Koalitionsverhandlungen
mit der rechten FPÖ bekräftigt - zugleich aber Bedingungen dafür
genannt. "Ich wurde zu einem Gespräch eingeladen, ich werde
dieses Gespräch auch führen", sagte der geschäftsführende
ÖVP-Chef Christian Stocker am Mittwoch in Wien vor der Presse.
Anders als FPÖ-Chef Herbert Kickl am Vortag ließ Stocker Fragen
zu. Wichtig sei für die ÖVP die "Souveränität Österreichs statt
Einflussnahme aus dem Ausland, Partnerschaft in Europa statt
Abschottung", sagte Stocker. "Wir wollen keine Abhängigkeit,
insbesondere auch nicht von der russischen Föderation." Es dürfe
keine Einflussnahme aus dem Ausland geben.
Zudem müsse der Rechtsstaat gesichert sein, ebenso wie
die Grundrechte, freie Meinungsäußerung, die Erinnerung an die
eigene Geschichte, der Kampf gegen Antisemitismus und
vielfältige und unabhängige Medien, erklärte der ÖVP-Politiker.
ÖVP WILL "EHRLICHE ANTWORTEN" AUF FPÖ-POSITION ZUR EU

Kickl hatte am Dienstag erklärt, er wolle Österreich "ehrlich regieren". Stocker sagte nun, es müsse in puncto Koalition "ehrliche Antworten geben" für die ÖVP und für Österreich auf wichtige Fragen. "Es muss ehrlich beantwortet werden, ob wir ein konstruktiver und verlässlicher Teil der Europäischen Union sein wollen oder das Gegenteil." Auch müsse klar sein, "ob wir uns an der freien Welt orientieren oder an Diktaturen" und "ob wir das Staatsganze über Parteiinteresse stellen wollen". In den kommenden Gesprächen werde er ausloten, ob die FPÖ "ehrlich dazu bereit ist, in diesem Staat Verantwortung für alle Menschen zu übernehmen", betonte Stocker.

Die FPÖ gilt als EU-skeptisch und Russland-freundlich. Kritisch dürfte sein, dass die FPÖ - anders als die Konservativen - Hilfen für die Ukraine ebenso ablehnt wie Sanktionen gegen Russland. Im jüngsten Wahlprogramm der FPÖ heißt es zudem, um das Übertragen von Kompetenzen an die EU nicht noch einfacher zu machen, müsse das Einstimmigkeitsprinzip erhalten bleiben "und das Vetorecht von Österreich konsequent genutzt werden". Bereits vollzogene Kompetenzabtretungen an die EU müssten notfalls rückgängig gemacht werden. Zudem scheitere die EU bei Aufgaben wie dem Schutz ihrer Außengrenzen.

Nach geplatzten Koalitionsverhandlungen der ÖVP mit der sozialdemokratischen SPÖ und den liberalen Neos hatte Bundespräsident Alexander Van der Bellen den umstrittenen FPÖ-Chef beauftragt, in Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP eine Regierungsbildung zu versuchen. Der Rechtspopulist Kickl hat ein rasches erstes Treffen angekündigt. Sollte eine FPÖ-geführte Koalition gelingen, wäre Kickl der erste rechte Bundeskanzler in Österreich seit Kriegsende.

Die FPÖ hatte die Wahl im September gewonnen und mehr Stimmen geholt als die ÖVP und die SPÖ. Weil diese beiden Parteien aber ein Bündnis mit den Freiheitlichen strikt abgelehnt hatten, erhielt die FPÖ zunächst nicht den Auftrag, eine Regierung zu bilden, sondern die ÖVP. Nach den gescheiterten Verhandlungen kündigte der scheidende Bundeskanzler und bisherige ÖVP-Chef Karl Nehammer am Samstag seinen Rücktritt an. Am Sonntag dann vollzog die ÖVP ihre Kehrtwende und erklärte, sie sei bereit zu Verhandlungen mit der FPÖ - "aus Verantwortung für Österreich".

Neuwahlen lehnte Stocker als wenig hilfreich ab. Denn
dadurch würde man wichtige Zeit verlieren und die
Ausgangsposition würde sich kaum ändern. Umfragen zufolge konnte
die FPÖ ihren Vorsprung auf ÖVP und SPÖ zuletzt weiter ausbauen.
 
Derweil soll Außenminister Alexander Schallenberg als
neuer Bundeskanzler die amtierende Koalition bis zum
bevorstehenden Regierungswechsel leiten. Das Büro des
Bundespräsidenten kündigte an, dass der 55-jährige ÖVP-Politiker
am Freitagvormittag "mit der Fortführung der Verwaltung des
Bundeskanzleramtes und mit dem Vorsitz in der einstweiligen
Bundesregierung" betraut werde. Schallenberg war nach dem
Rücktritt vom damaligen ÖVP-Regierungschef Sebastian Kurz
bereits von Oktober bis Dezember 2021 Bundeskanzler.

(Bericht von Francois Murphy und Klaus Lauer, Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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